Rassistischer Charleston-Attentäter zum Tode verurteilt

US-Ordensfrau Prejean kritisiert Strafmaß

Ein Geschworenengericht in Charleston hat den rassistischen Attentäter Dylann Roof wegen der Ermordung von neun Afro-Amerikanern in einer Kirche zum Tode verurteilt. Kritik am Urteil äußerte die prominente US-Ordensfrau Helen Prejean.

Dylann Roof zum Tode verurteilt / © Grace Beahm (dpa)

Die Geschworenen im US-Bundesstaat South Carolina fällten ihr Urteil nach knapp drei Stunden Bedenkzeit, wie die Ortszeitung "Post and Courier" berichtete. Der 22-jährige Weiße Roof habe keine Regung gezeigt. Dylann Roof hatte die Tat in der "Emanuel African Methodist Episcopal"-Kirche am 17. Juni 2015 unmittelbar nach seiner Festnahme gestanden. Er habe handeln müssen, denn "Schwarze töten Weiße jeden Tag". Staatsanwalt Jay Richardson erklärte am Dienstag, Roof habe keinerlei Reue gezeigt. Selbst in der Untersuchungshaft habe er "rassistischen Unrat" geschrieben.

Angeklagter verteidigt sich selbst

Roof verteidigte sich bei der Verhandlung über die Strafzumessung entgegen des Rats seiner Anwälte selbst. Laut "Post and Courier" forderte er die Geschworenen nicht auf, ihn zu lebenslanger Haft und nicht zum Tode zu verurteilen. Roof sagte vor Gericht, er wisse nicht, was es bringen würde, eine lebenslange Gefängnisstrafe zu erbitten. Nach dem Urteil bat er den Richter um neue Verteidiger für einen neuen Prozess.

Das Attentat in der mehrheitlich von Schwarzen besuchten Kirche hatte in den USA Entsetzen ausgelöst. Präsident Barack Obama nahm an der Trauerfeier für die Ermordeten teil. Mehrere Angehörige der Mordopfer haben Roof wegen ihres christlichen Glaubens öffentlich verziehen. Die Anfang des 19. Jahrhunderts gegründete "Emanuel African Methodist Episcopal" ist eine der ältesten schwarzen Kirchen im Süden der USA.

US-Ordensfrau kritisiert Todesstrafe

Die prominente US-Ordensfrau Helen Prejean kritisiert die verhängte Todesstrafe. Die rassistischen Einstellungen und schrecklichen Taten des 22-jährigen weißen Täters Dylann Roof hätten zwar "keinen Platz in der Welt, aber ihn hinzurichten wird die Opfer nicht zurückbringen", betonte Prejean am Mittwoch auf Twitter. Auch der Rassismus in der US-Gesellschaft werde dadurch "nicht ausradiert".

Es ist den Angaben zufolge das erste Mal, dass in den USA ein Hassverbrechen mit der Todesstrafe geahndet wird. Helen Prejean gilt als prominente Kämpferin gegen die Todesstrafe. Ihr in zehn Sprachen übersetztes Buch "Dead Man Walking" diente 1995 als Grundlage für den gleichnamigen preisgekrönten Film.


Schwester Helen Prejean / © Paul Haring (KNA)