"Rat der Muslime" in Bonn gegründet

"Ali aus der Altstadt"

Die islamischen Organisationen und Moscheen in Bonn haben sich zusammengeschlossen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Der "Rat der Muslime in Bonn" solle mit den Behörden Vereinbarungen über islamischen Religionsunterricht oder muslimische Seelsorge in Gefängnissen und Krankenhäusern treffen, sagte der Sprecher des Gremiums, Haluk Yildiz, am Mittwoch in Bonn.

 (DR)

Die islamischen Organisationen und Moscheen in Bonn haben sich zusammengeschlossen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Der "Rat der Muslime in Bonn" solle mit den Behörden Vereinbarungen über islamischen Religionsunterricht oder muslimische Seelsorge in Gefängnissen und Krankenhäusern treffen, sagte der Sprecher des Gremiums, Haluk Yildiz, am Mittwoch in Bonn. Außerdem wolle der Rat über die Standpunkte der Muslime zu informieren. Nach Yildiz' Angaben gibt es bislang in anderen deutschen Städten kein vergleichbares Gremium, das alle lokalen muslimischen Verbände umfasst. Ein Beitrag von Dmitri Khaykin.

Der Rat soll den Angaben zufolge den rund 28.000 Muslimen in Bonn auch Hilfestellung bei Problemen im Alltag, der Schule oder im Berufsleben geben. Zugleich sollten die Muslime aufgefordert werden, sich stärker in das öffentliche Leben einzubringen. Für die Integration sei aber auch wichtig, dass Muslime als Teil der Gesellschaft akzeptiert würden. "Der Ali, der in der vierten Generation hier lebt, soll nicht als der Ali aus der Türkei behandelt werden, sondern als Ali aus der Altstadt", sagte Yildiz.

Mitglieder unter Beobachtung des Verfassungsschutzes
Mitglieder des Rates sind fünf arabische, drei türkische und eine bosnische Moschee, sowie die Deutsche Muslim-Liga Bonn, die Islamische Hochschulvereinigung und der Muslimische Sozialbund. Mehrere der zwölf Mitgliedsorganisationen im neuen Rat stehen unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Nach Ansicht von Yildiz ist die Mitgliedschaft dieser Organisationen kein Problem, solange sie das Grundgesetz und die gemeinsamen Ziele des Rates achten.

Medien und Muslime
In der aktuellen Diskussion das Zusammenleben von Christen und Muslimen spielen die Massenmedien eine Schlüsselrolle, meint der Kölner Politikwissenschaftler Prof. Christoph Butterwegge. Sie filtern für die Meinungsbildung wichtige Informationen und beeinflussen so das Bewusstsein der Menschen, denen sich die gesellschaftliche Realität zunehmend über die Rezeption von Medien erschließt. Medien liefern nicht nur (Zerr-)Bilder von Migrant(inn)en und ethnischen und religiösen Minderheiten, die das Denken und Handeln der Einheimischen negativ beeinflussen, sondern prägen auch deren Haltung im Hinblick auf Modelle für das Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion, indem sie Möglichkeiten bzw. Grenzen der Integration ausloten und öffentliche Debatten darüber organisieren. Stephanie Gebert im Interview mit Prof. Butterwegge.