Staatliche Kommission soll Kindesmissbrauch in Polen aufarbeiten

Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche

Polens nationalkonservative Regierung will sexuellen Kindesmissbrauch im Land durch eine staatliche Kommission aufarbeiten lassen. Ein Gesetzesentwurf soll noch im Juli ins Parlament eingebracht werden.

Symbolbild Missbrauch: Teddybär in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch: Teddybär in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

Drei der sieben Kommissionsmitglieder sollen vom Parlament mit Drei-Fünftel-Mehrheit gewählt werden, wie Michal Dworczyk, Chef der Kanzlei von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, am Dienstag laut polnischen Medienberichten ankündigte. Die übrigen Mitglieder sollten vom Regierungschef, Staatspräsidenten und der nationalen Kinderrechtsbeauftragten bestimmt werden.

Die Kommission werde folglich unabhängig von der Regierung sein, so Dworczyk. Keine Partei verfüge im Parlament über eine Drei-Viertel-Mehrheit. Der Ministerrat wolle seinen Gesetzentwurf noch im Juli ins Parlament einbringen.

Missbrauchsfälle aus Kirche und Gesellschaft aufarbeiten

Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hatte Ministerpräsident Morawiecki im Mai nach anfänglichem Widerstand eine Untersuchungskommission angekündigt. Sie soll sich nicht nur mit den Missbrauchsfällen in der Kirche, sondern auch in anderen Glaubensgemeinschaften sowie im Bildungs-, Kultur-, Freizeit- und Sportsektor befassen.

Der Dokumentarfilm "Nur sag es niemandem" über sexuellen Missbrauch durch katholische Priester und die Vertuschung durch die Kirche hatte in Polen landesweit Entsetzen ausgelöst. Der Film wurde Anfang Mai im Internet veröffentlicht. Polens Bischöfe räumten darauf in einer in den Gottesdiensten verlesenen Botschaft Versäumnisse beim Kinderschutz ein.


Quelle:
KNA