"Hier nimmt nicht nur erneut die Glaubwürdigkeit des Kardinals, sondern die der ganzen Kirche großen Schaden!" Es sei davon auszugehen, dass dies spürbare und nachhaltige Auswirkungen auf die Atmosphäre im Kölner Erzbistum haben werde, schreibt Picken in einer Stellungnahme zur gegenwärtigen Situation im Bistum.
Die meisten Gläubigen im Erzbistum Köln seien es leid, sich immer wieder mit neuen Enthüllungen und Skandalen auseinandersetzen zu müssen. "Man wünscht sich, dass das endlich ein Ende nimmt und das Erzbistum Köln wieder handlungsfähig wird. Und doch ahnen alle, dass es unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen immer so weitergehen wird. Das treibt zunehmend mehr Katholiken im Erzbistum Köln in Resignation und Frustration."
"Kein Ausweg aus der Sackgasse"
Der Bonner Stadtdechant betont in seiner Stellungnahme, dass es nun im Interesse des Kardinals und des Erzbistums liegen müsse, diese und viele andere gegensätzliche Informationen unverzüglich aufzuklären. Das werde nur durch vollständige Transparenz und vermutlich durch eine unabhängige Kommission möglich sein. Vielleicht könnten die jetzt eingeleiteten Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft dazu einen Beitrag leisten.
Grundsätzlich stelle sich aber jetzt bereits die Frage, ob die Wahrheit noch zu finden und der Schaden zu begrenzen sei. "Vermutlich gibt es für das Erzbistum Köln aus dieser Sackgasse keinen Ausweg, es sei denn der Papst findet ihn," so der Bonns Stadtdechant.
Aufarbeitungskommission verlangt Aufklärung
Aufklärung verlangt ebenfalls der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für den sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln, Stephan Rixen. Die Ausführungen der Frau im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger sprächen dafür, "dass es in der Führungsspitze des Erzbistums mindestens eklatante Versäumnisse, wenn nicht ein bewusstes Wegschauen und Vertuschen gegeben hat", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Der Staatsrechtler fügte hinzu: "Wenn es stimmt, dass eine Täterliste den Kardinal nicht interessiert hat, dann frage ich mich: Was wird in diesem Erzbistum eigentlich für ein Spiel gespielt?"
Die Initiative Maria 2.0 rief Gemeinden dazu auf, Firmtermine mit Woelki und seinen Weihbischöfen abzusagen, bis die aktuellen Vorwürfe geklärt seien. Die Gruppe kündigte eine Kundgebung am kommenden Mittwoch an. An diesem Tag verhandelt das Landgericht Köln über eine weitere eidesstattliche Versicherung Woelkis, die Kritiker ebenfalls anzweifeln.