Reaktionen zur angekündigten Papstrede vor dem Bundestag

Zustimmung und Kritik

Papst Benedikt XVI. wird bei seiner Deutschlandreise im September vor dem Deutschen Bundestag sprechen. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus und reichen von Begeisterung bin hin zu Boykottandrohungen.

 (DR)

Bundestagspräsident Norbert Lammert begrüßt die Papstrede: "Ich freue mich, dass der Papst aus Anlass seines offiziellen Besuches meiner Einladung gefolgt ist, die ich damals schon aus Anlass des 50. Jahrestages der Römischen Verträge und der deutschen EU-Ratspräsidentschaft an ihn gerichtete habe", erklärte er.



Der Vorsitzende des Kardinal-Höffner-Kreises in der Unionsfraktion, Hermann Kues (CDU), sprach von einem Geschenk für das Parlament. "Darauf können wir stolz sein", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Mit dem Wunsch, im Bundestag zu reden, zeige der Papst seine Verbundenheit mit Deutschland. Zugleich werde deutlich, dass sich Benedikt XVI. zu einer weltoffenen Kirche bekenne.



Zustimmung bei der FDP, Kritik bei den Grünen

Zustimmung gab es auch von der FDP. "Wir werden den Papst nicht nur als Staatsoberhaupt, sondern auch als Oberhirten der größten christlichen Konfession empfangen", sagte der Kirchenbeauftragte der Fraktion, Stefan Ruppert, der KNA. Die Liberalen erhofften sich von der Ansprache "wichtige Impulse" für den Dialog mit den Religionsgemeinschaften. Ähnlich äußerten sich der Sprecher der Gruppe der Christen in der FDP-Fraktion, Patrick Meinhardt, sowie der Parlamentarische Geschäftsführer, Jörg van Essen.



Ein geteiltes Echo gab es bei den Grünen. Der Kirchenbeauftragte der Bundestagsfraktion, Josef Winkler, sagte, er freue sich persönlich, dass der Papst nach Berlin komme. Er sei gespannt, welche Gedanken Benedikt XVI. dem Bundestag mitteilen werde. Kritisch äußerte sich Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck. Der Bundestag sei "zu Recht zurückhaltend bei der Einladung ausländischer Staatsgäste", so Beck. Hinzu komme, dass der Papst in erster Linie Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft sei, so Beck laut "Spiegel online".



Christian Ströbele (Grüne) will den Plenarsaal zu verlassen, wenn der Papst im September im Parlament sprechen wird. "Ich halte davon nichts", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Onlineausgabe). Er habe auch bei Putin und Bush den Saal verlassen. "Unserem Heiligen Vater nehme ich besonders übel, dass er sich in Lateinamerika nicht zu seiner Schuld und der seiner Kirche bekannt hat." Kritiker werfen der katholischen Kirche die Christianisierung der Ureinwohner vor. Vor seiner Wahl zum Papst war Joseph Ratzinger zudem in den achtziger Jahren als Präfekt der Glaubenskongregation gegen die lateinamerikanischen Befreiungstheologen vorgegangen.



Die Bedenken der Grünen gegen die geplante Papst-Rede haben indessen heftige Kritik bei der CDU ausgelöst. "Die Grünen sind einfach nur noch gegen alles und jeden", sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, dem Nachrichtenportal "Welt Online". Er hoffe jedoch, "dass diese Dagegen-Partei über Weihnachten etwas zur Besinnung kommt. Wenn der Papst im Bundestag redet, ist dies eine große Ehre für das Parlament."



SPD und Linke wohlwollend

Der SPD-Abgeordnete Rolf Schwanitz erklärte mit Blick auf den Auftritt des Papstes: "Ich habe Vorbehalte." Allerdings sei seine Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen, da die Fraktion über das Thema noch nicht gesprochen habe. Schwanitz ist Mitbegründer einer Gruppe von "Laizisten in der SPD", die auf eine stärkere Trennung von Staat und Kirche dringen.



Bereits im Vorfeld hatte sich der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, für eine Rede Benedikts im Parlament ausgesprochen. Für die Politik sei das Kirchenoberhaupt "ein willkommener Gesprächspartner".



Linke-Fraktionsvize Dietmar Bartsch, sagte der Zeitung hingegen: "Wenn George Bush geredet hat, dann darf auch der Papst reden." Man werde Benedikt "die gebührende Achtung" zu teil werden lassen, es dabei aber "nicht übertreiben".



Auch der Religionsbeauftragte der Linken im Bundestag, Raju Sharma, hat die angekündigte Papstrede vor dem Bundestag begrüßt. Seine Fraktion sehe den Besuch des Kirchenoberhaupts im Parlament "gelassen", sagte er am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Der Papst hat sicher interessante Dinge zu erzählen."



Sharma verwies auf Schnittmengen zwischen der Politik der Linken und der Haltung der Kirche etwa in der Sozialpolitik, bei Menschenrechten, Rüstungsexporten und der Entwicklungshilfe. Daneben gebe es zahlreiche Politikfelder wie die Familienpolitik oder die Abtreibungsfrage, wo beide Seiten nicht übereinstimmten, sagte er.