Selbst in den Ferien ist das Internet eine herrliche Sache. Wo immer ich bin, sobald ich einen Netzanschluss habe, finde ich alles: Den aktuellen Wetterbericht, die aktuelle Stauprognose, die hilfreiche Empfehlung für eine gute Kulturveranstaltung am Abend. Alles kein Problem. Der Kontakt zu den Eltern, Sport- und Gesundheitstipps – und wenn man erst einmal die Vorteile des Internets kennen gelernt hat, dann möchte man die auch nicht mehr missen. Eltern haben mir erzählt, dass ihren Kindern WLAN für das Handy selbst im Urlaub wichtiger ist als alles andere.
Aber all diese schönen Errungenschaften von Technik und Medien, die kein Mensch heute mehr missen möchte, die haben auch ihre Kehrseite. Das, was dann gerade noch ein Segen war, kann ganz schnell zum Fluch werden. Wenn zum Beispiel die direkte Kommunikation in der Familie immer zu kurz kommt, weil Eltern und Kinder gleichermaßen und permanent nur noch am Handy daddeln. Wichtig ist wie immer das rechte und richtige Maß. Hilfreich ist auch hier eine gute Ausbildung – der rechte Umgang mit den schönen neuen Medien, der will nämlich auch gelernt sein. Dabei habe ich nicht nur den Schutz der Persönlichkeitssphäre und den notwendigen Datenschutz im Blick. Gerade in den sogenannten „sozialen Medien“ zeigt sich der soziale Unfrieden leider besonders deutlich. Da fehlt einigen nicht nur die gute Kinderstube. Manche Meinungsäußerungen im Netz, die sind so beleidigend und diffamierend, dass sogar ein Straftatbestand geprüft werden muss.
Ich möchte Sie zu einem guten Umgang mit den Medien gerade jetzt in den großen Ferien ermutigen. Ein Sonnenuntergang wird nicht schöner, wenn Sie ihn nur noch durch die Linse ihrer Digitalkamera sehen. Gönnen Sie sich und dem Handy ruhig mal eine Pause. Nutzen Sie die Zeit für die direkte Kommunikation. Spielen Sie mit Ihren Kindern, nehmen Sie Ihren Partner einmal bewusst in den Arm. Freuen Sie sich mit- und aneinander! Und denken Sie daran: Immer wenn Sie hier auf Erden ein herzliches Lachen verschenken, dann freut sich da oben einer mit! Gott braucht nämlich keine geposteten Smileys, sondern will uns selbst lächeln sehen.
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln