Overbeck erklärte, der Wissenschaftler habe kritisch und situationsgerecht - immer loyal mit der Kirche denkend - das Wort zu erheben gewusst.
"Seine Theologie gründete auf dem Fundament eines umfassenden und kenntnisreichen Wissens um die Tradition unserer Kirche, die er vernunftgeleitet in unterschiedlichen Gegenwartsdiskursen wach hielt, wie aktuell noch angesichts großer medizinethischer Herausforderungen", so der Essener Bischof.
Würdigung durch Renovabis
Das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis betonte, Schockenhoffs "aus christlichem Glauben heraus inspirierten ethischen Analysen, verbunden mit einem sehr realistischen Blick auf die gesellschaftliche und kirchliche Entwicklung" würden fehlen.
Der von prominenten Katholiken gegründete Schwangerenberatungsverein "Donum vitae" erklärte, Schockenhoff sei dem Schutz des menschlichen Lebens, den komplexen bioethischen Fragestellungen und nicht zuletzt seit vielen Jahren auch dem Verband Donum vitae verpflichtet und verbunden gewesen. "Er begleitete Donum vitae aus voller Überzeugung in persönlichen Gesprächen vor Ort, durch theologische Beiträge auf Tagungen und Veranstaltungen sowie als Mitglied im Kuratorium der donum vitae-Stiftung", sagte der Bundesvorsitzende Olaf Tyllack.
"Eberhard Schockenhoff war ein zutiefst gläubiger und pastoraler Mensch, der für seine Überzeugungen eintrat und auch öffentliche Debatten nie scheute."
Als exzellenten Wissenschaftler, dessen Argumente in Politik und Gesellschaft Gehör fanden, würdigte der Freiburger Theologe Magnus Striet seinen Kollegen. Beispielsweise habe sich Schockenhoff in biopolitischen Debatten stets dafür eingesetzt, "ethische Prinzipien nicht einfach ökonomischen Nutzenkalkülen zu opfern", sagte Striet im Deutschlandfunk.
Menschennahe Theologie
Schockenhoffs Stärke sei es auch gewesen, stets neugierig für neue gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungen zu bleiben und begründete Kritik oder neue Argumente für sein Denken zu nutzen, so Striet. "Auch seine Haltung, wonach Theologie nie abstrakte Debatte, sondern eine menschennahe Theologie sein soll, wird bleiben."
In innerkirchlichen Diskussionen - etwa im Bereich der Sexualmoral oder bei der Diskussion um wiederverheiratete Geschiedene - sei es Schockenhoff darum gegangen, "nach vorne zu kommen und historisch gewachsene Positionen zu überdenken, wenn sie nicht mehr haltbar sind", so Striet.
Schockenhoff war am Samstag im Alter von 67 Jahren an den Folgen eines Unfalls gestorben. Er war einer der renommiertesten deutschen Theologen und gehörte lange dem Deutschen Ethikrat an.