Der Leipziger Rechtsextremismusforscher Oliver Decker sieht nach dem mutmaßlich rechtsradikalen und rassistischen Anschlag im hessischen Hanau die Gesellschaft in der Verantwortung. Mögliche Bedrohungen müssten ernst genommen werden, sagte der Wissenschaftler von der Universität Leipzig der Deutschen Presse-Agentur.
"Die AfD ist für die Zuspitzung des gesellschaftlichen Diskurses, für die Zunahme von Konflikt und Aggression im politischen Diskurs verantwortlich", sagte Decker. Gleichzeitig seien Hass und Rassismus auch immer wieder von Vertretern anderer Parteien bedient worden, betonte der Rechtsextremismusforscher. Mit Blick auf die scharfen Reaktionen vieler Parteien in Richtung AfD sagte er: Die Partei werde die Vorwürfe wohl nutzen, "um sich als Opfer zu suggerieren".
Die Reaktionen auf den Anschlag in Hanau deuteten insgesamt darauf hin, dass die gesellschaftliche Polarisierung anhalte und keine Reflexion stattfinde. Dabei ist nach Einschätzung Deckers eben diese notwendig: "Auf Dauer hilft nur eine Veränderung in den Köpfen der Menschen und die Reflexion rassistischer Vorurteile und Ressentiments." Zudem müsste die Perspektive der Opfer beachtet und ernstgenommen werden, sagte der Wissenschaftler. (dpa / 21.2.20)