Referendum in Italien

 (DR)

Zum Abschluss der Kampagne für das Verfassungsreferendum in Italien haben beide Lager den Millionen Wählern noch einmal eindringlich ins Gewissen geredet. Das Ergebnis werde über die Zukunft Italiens der kommenden 20 Jahre entscheiden, sagte Regierungschef Matteo Renzi am Freitag bei einer Abschlusskundgebung in Palermo. "Wenn "Ja" gewinnt, wird Italien ein einfacheres Land. Wenn "Nein" gewinnt, kommen nicht die Heuschrecken, aber es wird sich rein gar nichts ändern."

Renzi hatte sein politisches Schicksal von dem Referendum abhängig gemacht. Er wurde am Freitagabend in Florenz zu der letzten Veranstaltung vor der Abstimmung am Sonntag erwartet. Danach dürfen keine Wahlkampfveranstaltungen mehr stattfinden. In Umfragen liegen die Gegner vorne. Falls Renzi zurücktritt, wird eine politische Hängepartie befürchtet, die die kriselnde Wirtschaft mitreißen könnte.

Der Anführer der oppositionellen Fünf-Sterne-Bewegung warf den Befürwortern Angstmacherei vor. Nichts werde passieren, wenn das "Nein" gewinne, sagte Beppe Grillo, der die Bürger zuvor aufgerufen hatte, mit Bauchgefühl und nicht mit Verstand zu wählen. Grillo wird am Abend bei einer Abschlussveranstaltung in Turin erwartet.

Die Hoffnungen Renzis liegen auch auf den Italienern im Ausland. Die Briefwähler konnten bis Donnerstag abstimmen. Nach Angaben der Zeitung "La Repubblica" war die Wahlbeteiligung im Ausland mit etwa 40 Prozent ungewöhnlich hoch. Die beiden Lager streiten seit Tagen über die Briefwahl: Die Gegner sind der Meinung, dass dabei Manipulation im Spiel sei. Sie wollen das Ergebnis des Referendums anfechten, sollten bei einem Sieg der Befürworter die Briefwähler entscheidend gewesen sein.

Die restlichen rund 46 Millionen Wahlberechtigten können am Sonntag in ganz Italien zwischen 7 und 23 Uhr abstimmen. Ein Ergebnis wird in der Nacht zu Montag erwartet. (dpa/Stand 02.12.16)