DOMRADIO.DE: Sie sind katholische Gemeindereferentin von Luckau im Spreewald und in der Region geboren und groß geworden. Wie lief ein 8. März in den 1960er und 1970er Jahren ab?
Heike Hoffmann (Katholische Gemeindereferentin von Luckau im Spreewald): Ich erinnere mich daran, dass wir in der Schule darauf vorbereitet wurden, dass wir etwas Schönes basteln, etwas malen und dies unseren Müttern übergeben.
Manchmal sind wir auch irgendwo hingegangen, wo viele Frauen arbeiteten und haben denen Geschenke überbracht.
DOMRADIO.DE: Das heißt, den Muttertag gab es damals für Sie noch nicht?
Hoffmann: Nein, den gab es nicht.
DOMRADIO.DE: Sie waren, als Sie älter geworden sind, bei der Deutschen Reichsbahn angestellt. Da war der Frauentag auch nicht wie jeder andere Tag.
Hoffmann: Nein. Das war mehr oder weniger eine Männerdomäne. Aber an diesem Tag wurden wir mit Blumen beschenkt. Es gab kleine Aktionen.
Wir wurden entweder zu einem kleinen Empfang eingeladen oder wir haben Karten für eine kulturelle Veranstaltung bekommen. Da kam man damals auch nicht so einfach dran. Außerdem gab es speziell für den Frauentag eine kulturelle Veranstaltung, wozu wir als Frauen eingeladen waren.
DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie den Weltfrauentag heute? Ist der seit der Wiedervereinigung verblasst?
Hoffmann: Er ist definitiv verblasst. Vielleicht deshalb, weil er als Relikt der DDR-Zeit eine Art Muss war. Man wurde da reingedrängt, obwohl man sich vielleicht gar nicht damit auseinandergesetzt hat, dass es ein internationaler Frauentag war.
Dadurch ist er vielleicht für Frauen in meiner Generation etwas in den Hintergrund gerückt und man hat es auch der nächsten Generation nicht weitergegeben. Da hat der Muttertag plötzlich eine Rolle gespielt.
So habe ich das auch bei meinen Kindern erlebt. Frauen, die keine Mutter waren, sind dann aber hinten runtergefallen.
DOMRADIO.DE: In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist am 8. März sogar ein Feiertag. Brandenburg und der Rest der Republik müssen arbeiten. Wie denken Sie über den Feiertag?
Hoffmann: Grundsätzlich finde ich es gut, dass es diesen Tag als Feiertag gibt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob die Bundesländer oder Berlin diesen Tag bewusst gewählt haben, weil es der Weltfrauentag ist oder ob da nicht eher die Feiertagsquote der Bundesländer eine Rolle gespielt hat.
DOMRADIO.DE: Beim Frauentag geht es um Geschlechtergerechtigkeit und gegen Diskriminierungen. Die kann man auch als Frau in der Kirche empfinden. Führungsämter und die Feier der Heiligen Messe sind den Männern vorbehalten. Wie sehen Sie das als Gemeindereferentin?
Hoffmann: Ich bin in meinem Beruf immer wieder gefragt worden, ob ich nicht eine dieser Rollen übernehmen möchte. Ich sehe das eher so, dass Frauen, die das entsprechende Charisma dafür haben, das gerne tun dürfen und sollen.
Ich würde mich vielleicht auch dafür einsetzen, dass sie das können. Aber ich persönlich bin nicht der Meinung, dass ich mich da nach vorne drängen müsste oder sage, ich möchte jetzt dafür kämpfen.
DOMRADIO.DE: Wir schauen Sie auf die Initiative Maria 2.0? Die fordert unter anderem Zugang zu allen kirchlichen Ämtern für Frauen und die Aufhebung des Pflichtzölibats. Es gibt zudem den Synodalen Weg mit ähnlichen Bestrebungen, auch seitens vieler Bischöfe. Wie sehen Sie das? Distanzieren Sie sich davon?
Hoffmann: Ja. Ich denke, die Ämter und auch das Zölibat sind eine Möglichkeit des Priesters, für alle 100 Prozent da zu sein. Wer dieses Amt wählt, hat das vorher gewusst. Wenn ich das möchte, weiß ich, dass das für mich eine Rolle spielen wird.
Wenn ich das ändern möchte, dann muss ich auch mit allen anderen Konsequenzen leben. Ich würde mich in dem Sinne davon distanzieren, dass ich sage, es ist so, wie es ist.
Wenn ich etwas ändern möchte, muss ich auch mit der Konsequenz leben, dass ein Pfarrer oder auch eine Frau nicht hundertprozentig für eine Pfarrei da sein kann. Es ist für mich ein wichtiger Punkt, welche Rolle ein Pfarrer spielt.
Das Interview führte Tobias Fricke.