Dem Gremium gehören unter anderem drei Opfervertreter und Bischof Rudolf Voderholzer an, wie die Diözese am Dienstagabend auf ihrer Internetseite mitteilte. Ein größeres Kuratorium zur Aufklärung der Vorwürfe war Anfang Februar erstmals zusammengetreten. Es wird von dem Rechtsanwalt Ulrich Weber geleitet, der vom Bistum mit einer Untersuchung betraut ist.
Bei dem weltberühmten Chor kam es zwischen 1953 und 1992 zu hunderten Fällen von körperlicher und sexueller Gewalt. Weber gibt die Zahl der bisher bekannten Prügel- und Misshandlungsfälle mit 231 an, die des sexuellen Missbrauchs mit 62. Die Dunkelziffer liegt nach seinen Angaben weit höher. Der Jurist sprach vor einigen Wochen in einem Zwischenbericht von einem "System der Angst", das über Jahrzehnte hinweg in der Vorschule sowie im Internat der Domspatzen geherrscht habe.
Erstes Treffen "konstruktiv und vertrauensvoll"
Das nun gegründete Gremium habe sich die weitere "Aufarbeitung" zum Ziel gesetzt, teilte die Diözese mit. Ihm gehören zudem Domkapellmeister Roland Büchner, der Direktor des Domspatzen-Internats, Rainer Schinko, sowie die Mediatoren Andreas Heintz und Horst Böhm an. Vertreter der Opfer sind nach deren Angaben Michael Sieber, Peter Müller und Peter Schmitt. Das erste Treffen sei konstruktiv und in einem "Klima vertrauensvoller Zusammenarbeit" verlaufen, wie es hieß.
Zur Aufgabenverteilung der eingesetzten Gremien hieß es am Dienstagabend auf der Internetseite der Opfervertreter: "Während sich Rechtsanwalt Weber ausschließlich um die Aufklärung (unter anderem Gespräche mit Missbrauchs-Opfern, differenzierte Statistiken über die Anzahl der Opfer und Taten) kümmert, liegt die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in den Händen des Aufarbeitungsgremiums, das konkrete Maßnahmen erarbeitet."
Die von Ex-Domspatzen erhobenen Vorwürfe reichen von Schlägen, psychischer Gewalt, Essensentzug oder Zwangsernährung bis hin zu sexuellen Übergriffen vom "Streicheln" bis zur Vergewaltigung. Allein in den vergangenen Wochen hatten sich mehrere Dutzend weitere mögliche Betroffene gemeldet. Die bisher bekannten Opfer erhielten als "symbolische Anerkennung des Leids" je 2.500 Euro. Zudem werden die Kosten für Therapien übernommen.