Im Vorjahr war bereits mit 359.338 Kirchenaustritten ein vorläufiger Rekord erreicht worden.
Insgesamt verlor die katholische Kirche in Deutschland im Jahr 2022 mehr als 700.000 Mitglieder. In Deutschland gehörten 2022 noch knapp 20,9 Millionen Menschen der Kirche an, das entspricht 24,8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland.
Die Kirche verlor im vergangenen Jahr insgesamt knapp 763.000 Mitglieder durch Austritte und Todesfälle. Demgegenüber stehen rund 155.000 Neuaufnahmen durch Taufen sowie 1.445 Eintritte etwa aus anderen christlichen Konfessionen und 3.749 Wiederaufnahmen.
Auch evangelische Kirche verliert Mitglieder
Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verzeichnete zuletzt steigende Austrittszahlen. Nach EKD-Angaben vom März sank die Zahl der Gläubigen in den 20 Landeskirchen zum Jahreswechsel auf 19,15 Millionen. Das waren rund 575.000 weniger als im Vorjahr, davon etwa 380.000 aktive Kirchenaustritte.
Erzbistum Köln mit den meisten Austritten
Die meisten Austritte (51.345) gab es im Erzbistum Köln, das mit 1.738.000 Katholiken nur noch mit knappem Vorsprung vor Münster (1.713.200 Mitglieder, 37.907 Austritte) die mitgliederstärkste Diözese ist. Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag mehrere Objekte des Erzbistums Köln und seines E-Mail-Dienstleisters durchsucht.
Hintergrund der Razzia sind Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids und möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen.
Bätzing warnt vor Resignation
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nannte die Zahlen alarmierend. "Wir müssen weiter konsequent handeln und die Menschen müssen erfahren, dass wir an ihrer Seite stehen und für sie da sind", so der Limburger Bischof.
Zugleich warnte Bätzing vor Resignation. "Ja, die hohen Austrittszahlen schmerzen und ich weiß, wie sehr sich Ehren- und Hauptamtliche in Pfarreien, Einrichtungen, Verbänden, Kitas, Schulen und der Caritas für andere einsetzen und wie wichtig ihnen die frohe Botschaft vom liebenden Gott ist."
Wichtig sei auch, dass die Beschlüsse des Reformdialogs Synodaler Weg umgesetzt und mit Leben gefüllt würden. "Wir haben uns auf dem Synodalen Weg wichtigen Fragen und Entwicklungen gestellt.
Bereitschaft zu Reformen
Mehrheitlich haben wir Antworten gefunden und wollen Veränderung fördern. Dafür setze ich mich ein und werde diese Verantwortung für das Bistum Limburg gerne wahrnehmen", betonte der Bischof.
Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, forderte schnelle Reformen: "Die Kirche hat Vertrauen verspielt, besonders stark durch den Missbrauchsskandal.
Sie zeigt sich aber aktuell auch nicht entschlossen genug, Visionen für eine Zukunft des Christseins in der Kirche umzusetzen."