Am Ende ihres Besuchs stand durchaus Hoffnung: Christliche und muslimische Religionsführer aus der Zentralafrikanischen Republik haben in Berlin um Unterstützung für die Friedensbemühungen in ihrem Land geworben. Der katholische Kardinal Dieudonne Nzapalainga nannte das Ergebnis der Gespräche mit Regierungsvertretern, Parlamentariern sowie zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen "sehr positiv".
"House of Peace" als ein Haus der Versöhnung und des Dialogs
Am allerwichtigsten seien die erzielten Fortschritte beim interreligiösen Projekt "House of Peace" gewesen, sagte Nzapalainga zum Abschluss des Besuchs der Katholischen Nachrichten-Agentur. Man sei sich nun sicher, dass es als ein Haus der Versöhnung und des Dialogs realisiert werden könne. Zusammen mit dem Imam Kobine Layama und dem evangelischen Pastor Philippe Sing-Na war der Kardinal von Mittwoch bis Samstag in Berlin gewesen.
Für das geplante gemeinsame Friedenshaus in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui vereinbarte man einen Fahrplan für einen Architekturwettbewerb im kommenden Jahr. Die Bauhaus-Universität Weimar und die Architekturfakultät in Lome (Togo) werden dazu kooperieren. Die Entwürfe sollen anschließend in Bangui ausgestellt und öffentlich diskutiert werden, wie Imam Layama erklärte. Er wurde zusammen mit dem Kardinal bereits mit dem Aachener Friedenspreis geehrt.
Grundlegende Fragen stehen noch offen
Die Finanzierung stehe zwar noch nicht, aber mithilfe deutscher Partner wie dem ebenfalls interreligiös angelegten geplanten Berliner Lehr- und Bethaus "House of One" werde das Projekt gelingen, zeigte sich Layama überzeugt. 2021 könnten die Planungen in einen Bau münden.
Der Grundstein für das Gebäude wurde schon 2016 gelegt. Hochrangige Regierungsvertreter seien damals gekommen, erzählte der Imam. Doch sind nach wie vor grundlegende Fragen offen, wie ob das "House of Peace" nicht weiter ins Stadtzentrum rücken sollte, um sichtbarer zu werden.
Ein Symbol für den Frieden ist in der Zentralafrikanischen Republik mit ihren rund 4,7 Millionen Einwohnern dringend nötig. Ende 2012 brachen Kämpfe zwischen muslimischen und christlichen Milizen aus. Etwa drei Viertel der Bevölkerung sind Christen. Religiöse Motive spielten in dem Konflikt allerdings weniger eine Rolle als vielmehr die Kontrolle über Weidegebiete und Rohstoffe wie Diamanten, Gold und Uran.
Grübel: Religionen können zu Aussöhnung beitragen
Der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel, sagte, die Religionen könnten zu Aussöhnung und Frieden beitragen. Deutschland werde Zentralafrika - das zu den ärmsten Ländern weltweit gehört - weiter unterstützen. Aus dem Parlament kam von den Grünen Lob für die religiösen Würdenträger. Die internationale Gemeinschaft dürfe das Land nicht seinem Schicksal überlassen, mahnte der Abgeordnete Uwe Kekeritz.
Im Februar schloss die Regierung der Zentralafrikanischen Republik mit 14 bewaffneten Milizen einen Friedensvertrag. Der könnte die Wende bringen. Es handelt sich aber nicht um das erste derartige Abkommen - manche überdauerten lediglich einen Tag. Und doch äußerten sich die drei Religionsführer in Berlin vorsichtig optimistisch: Man erkenne den Friedensvertrag an und unterstütze ihn, sagte Layama.
Alle Seiten müssten sich daran halten, meinte der Imam. Aufgabe der religiösen Gemeinschaften sei es, diejenigen zu brandmarken, die dies nicht täten. Zudem wolle man die Inhalte des Abkommens erklären, damit alle ihren Teil der Verantwortung übernähmen und die Gewaltspirale durchbrochen werden könne.
Versuch Herzensarbeit zu leisten
Vieles steht einem dauerhaften Frieden indes noch im Weg, wie die Geistlichen erklärten: Täter müssten bestraft und Milizen entwaffnet werden. Zudem solle das Waffenembargo aufgehoben werden, um die nationalen Sicherheitskräfte zu stärken. Und der Einsatz der internationalen UN-Friedensmission Minusca gehöre kritisch überprüft. Einzubinden seien auch diejenigen Gruppen im Land, die den Vertrag ablehnten, sagte Pastor Sing-Na. Ein Versuch der Vermittlung werde im April in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba starten.
Man versuche, Herzensarbeit zu leisten und nicht den Teufelskreis von Rache und Gewalt zu verfestigen, sagte Nzapalainga. Noch hielten Milizen aber ganze Landstriche besetzt. "Wir können Frieden nicht mit Waffen erreichen", betonte der Kardinal.