Wenn in Deutschland ein Katholikentag oder ein Kirchentag stattfindet, gehörten sie irgendwie dazu: Religionskritiker, die mit großen Figuren und dem Slogan "Das 11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!" gegen die staatliche Finanzierung der Christentreffen demonstrierten.
Für viele Besucher waren solche Aktionen eine Art Folklore, ähnlich wie adventistische Missionare, die am Rande jedes Christentreffens stattfanden. Man sah es, nahm es irgendwie zur Kenntnis, aber ging dann seiner Wege.
Der Initiator der Kunstaktion ist David Farago. Ein Schreinermeister aus Augsburg, der nach Angaben der humanistischen "Giordano-Bruno-Stiftung", die ihn als Regionalgruppenkoordinator auf ihrer Website führt, bei religiösen Pflegeeltern in Unterfranken entdeckte, dass Gott logisch nicht belegbar sei und sich deswegen vom Glauben abwandte.
Engagiert auch gegen den Besuch des Papstes in Berlin
Er engagierte sich für die Anti-Papst-Demonstration zum Berliner Papstbesuch und baute die Website "Who-is-Hu.de" mit auf - eine Fotogallerie engagierter Humanisten. Zusammen mit Mario Ickert, seines Zeichens Vorsitzender der "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters", gelang Farago jetzt jedoch etwas, was man je nach eigener Position entweder als kleinen Coup oder als groben Affront bezeichnen kann: Beim Amtsgericht Fulda ließ man einen Trägerverein für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2027 in Düsseldorf ins Vereinsregister eintragen.
Das Ziel dahinter: Farago und Ickert wollen sich um die Ausrichtung des Kirchentags und damit auch um die von der Stadt Düsseldorf zugesagte Förderung in Höhe von 5,8 Millionen Euro bewerben können.
Ob das überhaupt möglich ist, ist unklar: Die Stadt Düsseldorf will die Gelder nach Aussage eines Stadtsprechers jedenfalls nur Menschen zukommen lassen, die etwas mit dem offiziellen Kirchentag zu tun haben.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag reagierte dennoch alarmiert. Man sehe die eigenen Namensrechte in Gefahr und habe deswegen ein Amtslöschungsverfahren mit dem Ziel der vollständigen Löschung des Vereins aus dem Fuldaer Vereinsregister beantragt, heißt es in einer Mitteilung.
Die Gründer des Vereins "40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V." seien "offen bekennende Atheisten und eignen sich mit der Vereinsgründung gleichzeitig die kulturelle Geschichte des Deutschen Evangelischen Kirchentages und des Protestantismus an".
Kirchentag: "Große Offenheit und Dialogbereitschaft"
Generalsekretärin Kristin Jahn erklärte, die Einladung des Kirchentages zu einem offenen und respektvollen Dialog erfolge über Glaubensgrenzen hinweg und entlang des gesamten demokratischen Spektrums. "Unsere Veranstaltungen werden mit großer Selbstverständlichkeit von atheistisch geprägten Menschen und jenen mit Glaubenserfahrungen gemeinsam gestaltet", so Jahn.
Der religionskritischen Haltung der Initiatoren rund um Farago und Ickert begegne man mit großer Offenheit und Dialogbereitschaft. "Wir freuen uns, dass Mario Ickert und weitere Vertreter humanistischer Netzwerke unserer Einladung zur Mitwirkung am nächsten Kirchentag in Hannover 2025 gefolgt sind", sagte Jahn. "Umso irritierender ist für uns nun deren Entscheidung mit der Gründung eines Vereins unter unserem Namen die Grenzen des respektvollen Miteinanders zu überschreiten."