Reliquien der Thérèse von Lisieux kommen nach Köln

"Distanzlos, fordernd, schamlos"

Der Heimatort der heiligen Thérèse von Lisieux ist jedes Jahr das Ziel zahlreicher Pilger. Jetzt kommen ihre Reliquien nach Köln. Dominik Meiering, leitender Innenstadtpfarrer, sieht eine "kleine" Heilige mit großer Anziehungskraft.

Statue der Heiligen Therese von Lisieux / © Bob Roller/CNS photo (KNA)
Statue der Heiligen Therese von Lisieux / © Bob Roller/CNS photo ( KNA )

DOMRADIO.DE: Vom 14. bis 23. Mai ist der Thérèse von Lisieux-Schrein im Erzbistum Köln unterwegs. Wer war denn die Heilige Thérèse von Lisieux? Manche nennen sie die kleine Therese. 

Dominik Meiering / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dominik Meiering / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Dominik Meiering (Leitender Innenstadtpfarrer in Köln): Therese von Lisieux ist in der Tat die Kleine. Die Große ist Teresa von Ávila, die den Karmel erneuert hat.

Ein paar 100 Jahre später kommt eine neue Therese - Therese Martin mit Namen. Sie wird dann die Thérèse vom Kinde Jesu oder die kleine Thérèse von Lisieux genannt. Unter diesem Namen ist sie besser bekannt. 

DOMRADIO.DE: Sie hat eine große Anziehungskraft. Den Wallfahrtsort Lisieux in Frankreich besuchen im Jahr eine Million Pilger. Was sehen die Menschen in ihr? 

Dr. Dominik Meiering, Leitender Innenstadtpfarrer in Köln

"Sie verkehrte mit Gott wie ein Kind - also distanzlos, fordernd, bettelnd, schamlos. Das ist eben das, was sie auszeichnet, so einen kleinen Weg gewählt zu haben."

Meiering: Sie ist 24-jährig ganz früh gestorben und bereits als junge Frau bei den Karmelitinnen eingetreten. Im ersten Augenblick denkt man, sie habe kein besonders tolles Leben gelebt. Wenn man ihre etwas süßliche, fast schon spießige und sentimentale Lebensbeschreibung liest, hat man das Gefühl, es gehe um die Erzählung eines Kindes.

So hat sie sich auch gefühlt. Sie verkehrte mit Gott wie ein Kind, also distanzlos, fordernd, bettelnd, schamlos. Das ist eben das, was sie auszeichnet, so einen Weg gewählt zu haben. Unter diesem Titel hat sie dann auch ein Buch geschrieben.

Statue der Heiligen Therese von Lisieux / © Elizabeth Bachmann/CNS photo (KNA)
Statue der Heiligen Therese von Lisieux / © Elizabeth Bachmann/CNS photo ( KNA )

Sie hat im Laufe ihres Lebens eigentlich nicht viel geschafft. Sie ist sogar sehr kritisiert worden, vor allen Dingen von ihren Mitschwestern, die gesagt haben: Die ist für nichts zu gebrauchen. Guck mal, wie langsam die geht.

In Wirklichkeit aber fand sich hinter dieser äußeren Hülle ein ganz verinnerlichtes Leben, eine große Aufmerksamkeit für Gott, eine große Liebe zu der Einfachheit und der Schlichtheit dessen, was Menschen leben können.

Sie war sehr krank und hat genau darin ihre Berufung gesehen, einfach nur schlicht zu lieben. Es gilt nur eines zu tun, Lieben - wie sie immer wieder sagte. 

DOMRADIO.DE: Ihre Reliquien machen jetzt Station in verschiedenen Kirchen in Köln.

Meiering: Wir haben zwei Schreine da. Das ist einerseits der Schrein der Thérèse von Lisieux und der ihrer beiden heiligen Eltern, die auch verehrt werden - Zélie und Louis Martin. Sie sind 2015 wegen ihres vorbildlichen Lebenswandels und ihrer heroischen Tugend heiliggesprochen worden. Drei von Thérèses Geschwistern sind auch Nonnen geworden. Das war also eine richtig fromme Familie, kann man sagen.

Die Reliquien kommen aus Lisieux in unsere Innenstadtkirchen. Die Menschen sind eingeladen zu kommen, die Schreine zu berühren, sie auch mit einer Rose anzurühren, die man anschließend mit nach Hause nehmen darf. Es gibt ein paar traditionelle Riten, die wir auch hier in der Innenstadt pflegen wollen. 

Dr. Dominik Meiering, Leitender Innenstadtpfarrer in Köln

"In Wirklichkeit aber fand sich hinter dieser äußeren Hülle eine ganz verinnerlichtes Leben, eine große Aufmerksamkeit für Gott."

DOMRADIO.DE: Wie sieht denn der Zeitplan aus? 

Meiering: Die Reliquien kommen am Sonntag abends um 17.30 Uhr in Sankt Aposteln an, dann gibt es dort eine Abendmesse und anschließend die Möglichkeit zur Verehrung der Heiligen. Dann ziehen sie weiter in die Kupfergasse. Am nächsten Morgen ist dort die Messe, den ganzen Tag über stille Betstunde, abends nochmal ein Hochamt.

Am Montag sind die Reliquien dann in Herz Jesu und dort am Abend auch zur Verehrung bereit. Das heißt, die kommen einfach in Schreinen mit einem Bus an und wir laden sie aus und sie ziehen dann sofort zur Kirche. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Information der Redaktion: Die Termine für den Reliquienbesuch finden Sie hier

Heilige Therese von Lisieux

Die Französin Therese von Lisieux (1873-1897) zählt zu den populärsten Heiligen der katholischen Kirche. Schon als 15-Jährige erfüllte sich für die gebürtige Marie-Francoise-Therese Martin ihr Lebenswunsch: Sie trat in den strengen Karmel der normannischen Stadt Lisieux ein und suchte nach der Heiligung des alltäglichen Lebens. Von eigenwilliger Persönlichkeit, ertrug sie die Erniedrigungen im Kloster, Unverständnis ihrer Mitschwestern, Angstzustände und Depressionen.

Statue der Heiligen Therese von Lisieux / © Elizabeth Bachmann/CNS photo (KNA)
Statue der Heiligen Therese von Lisieux / © Elizabeth Bachmann/CNS photo ( KNA )
Quelle:
DR