Renovabis-Chef Schwartz besorgt über Nationalismen

"Menschen im Osten müssen an EU glauben können"

Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis sieht mit Sorge, dass zunehmend auf nationale Lösungen von Problemen gesetzt wird. Große Herausforderungen bräuchten aber europäische Antworten und europäische Solidarität.

EU-Fahnen vor dem Europäischen Parlament in Brüssel / © sinonimas (shutterstock)

Die Länder im Osten Europas setzen dem katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis zufolge darauf, dass Deutschland weiter eine aktive Rolle in der Europäischen Union (EU) spielt und sich für die Osterweiterung starkmacht. Renovabis-Chef Thomas Schwartz teilte am Montag in Freising mit: "Die Menschen müssen an einen Weg in die EU glauben, nur dann werden sie die Motivation finden, die notwendigen inneren Reformen anzugehen." Dazu gehörten eine unabhängige Justiz, Medienfreiheit, die Bekämpfung von Korruption oder der Schutz von Religionsfreiheit und von ethnischen Minderheiten wie der Roma.

Thomas Schwartz / © Dieter Mayr (KNA)

Ohne diese Perspektive bestehe die Gefahr, dass die Menschen verstärkt versuchten, durch Migration für sich selbst den EU-Beitritt vorwegzunehmen, gab Schwartz zu bedenken. Dies hätte dann fatale Auswirkungen für ihre Heimatländer, wo sie in der Folge nicht nur als Arbeitskräfte fehlen würden. Mit Sorge sähen die Partner von Renovabis auch die Tendenz, verstärkt auf nationale anstatt auf europäische Lösungen zu setzen. "Große Herausforderungen wie die Fragen zur Migration brauchen europäische Antworten und europäische Solidarität", sagte der Renovabis-Chef.

Ukraine braucht weiter Unterstützung

Von der künftigen Bundesregierung erhofften sich die Partner des Hilfswerks, die überwiegend aus dem kirchlichen und sozialen Bereich kommen, dass nicht nur politische und wirtschaftliche Akteure in den Blick genommen würden, heißt es. Die Menschen sollten nicht vergessen werden. Schwartz verwies auf die Ukraine. "Solange der Krieg nicht mit einem gerechten Frieden beendet werden kann, ist die Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen und braucht verlässliche Unterstützung aus Deutschland."

Deutschland müsse sich weiter in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren und dürfe keine Mittel kürzen, so der Renovabis-Chef. Dies sei auch eine Frage der Glaubwürdigkeit und ein Signal an andere Länder, gerade angesichts des Stopps der US-Entwicklungshilfe durch die Trump-Administration mit gravierenden Folgen weltweit.

Renovabis und die Ukraine

In der Ukraine mit der Hauptstadt Kiew leben auf einer Fläche von über 600.000 Quadratkilometer über 40 Millionen Menschen. 67 Prozent gehören der orthodoxen Kirche an, bis zu zehn Prozent sind griechisch-katholisch. Seit über sechs Jahren herrscht im Osten des Landes Krieg, der 13.000 Menschen das Leben kostete und etwa 25.000 zu Kriegsinvaliden machte. Offiziellen Angaben zufolge gibt es rund 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge. Außerdem annektierte Russland die Krim.

Mit Sonnenblumen bemalte Autowracks an einer Ausfallstraße von Irpin in der Nähe von Kiew / © Kay Nietfeld (dpa)
Mit Sonnenblumen bemalte Autowracks an einer Ausfallstraße von Irpin in der Nähe von Kiew / © Kay Nietfeld ( (Link ist extern)dpa )