Renovabis: Gedenkfeier ist nationales Ereignis

Todestag von Maximilian Kolbe

Mit Wallfahrten und einer Gedenkfeier im Ex-KZ Auschwitz haben am Mittwoch viele Menschen an den Heiligen Maximilian Kolbe erinnert. Als nationales Ereignis beschreibt Thomas Schumann vom Ost-Europa-Hilfswerk Renovabis die Feierlichkeiten.

Maximilian Kolbe (KNA)
Maximilian Kolbe / ( KNA )

domradio.de: Eine Messe zu Ehren des Heiligen Maximilian Kolbe im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz. Schildern Sie uns bitte Ihre Eindrücke von diesem Gottesdienst.

Schumann: Das ist hier, zumindestens schon für Südpolen, ein nationales Ereignis. Es kamen etwa 4000 Menschen in zwei Wallfahrtszügen hierher. Es gibt eine Maximilian Kolbe Pfarrei, die ist etwa zwei Kilometer entfernt. Von dort aus machte sich ein Zug auf. Ein weiterer kam als Sternwallfahrt aus dem ganzen Land zusammen, um dann hier die Heilige Messe zu feiern. Darunter waren vor allem ganz viele Franziskaner aus Danzig und Krakau und auch aus anderen Provinzen. Die Provinziale waren auch Konzelebranten und auch der hiesige Ortsbischof und weitere Bischöfe. Es war ein sehr festlicher Gottesdienst mit diesen vielen Menschen. Es gab auch in den ersten Reihen zwei, vielleicht drei Überlebende, die dort, gekennzeichnet durch ein an Sträflingskleidung erinnerndes Halstuch, dabeisaßen und die heilige Messe mitgefeiert haben.

domradio.de: Für alle, die das nicht wissen, warum wird diese Verehrung des Heiligen Maximilian Kolbe so hoch gehalten? Warum begeht man das gerade in Auschwitz?

Schumann: Hier in diesem Konzentrationslager, unmittelbar auch vor dem Block elf, in dem der Heilige im Hungerbunker zu Tode gepeinigt wurde und schließlich mit einer Giftspritze ums Lebens gebracht worden ist, da hat er einen Mitgefangenen Franciszek Gajowniczek, einem Familienvater, dem hat er das Leben gerettet. Dieser wurde bei einer Selektionsmaßnahme von den SS-Schergen willkürlich ausgewählt, um ermordet zu werden und hat geklagt. Der Heilige Maximilian Kolbe hat dann den Lagerkommandanten gebeten, für diesen Mann einspringen zu dürfen. Dieser Mann hat im Übrigen das Lager überlebt und konnte sogar dabei sein, als 1971 Papst Paul VI. und dann 1982 Papst Johannes Paul II. diesen Märtyrer Maximilian Kolbe zunächst selig- und dann heiliggesprochen haben.

domradio.de: Kann man denn heute im Konzentrationslager Auschwitz noch etwas sehen vom Heiligen Maximilian Kolbe?

Schumann: Normalerweise ist es ja nicht so, dass man in den staatlichen Konzentrationslagern diese geschichtlichen Spuren sieht, die ganz besonders auf Kirche hinweisen, aber man sieht tatsächlich die Zelle. In dieser Zelle ist eine Kerze in seinem Gedenken entzündet und es gibt auch immer wieder Kranzniederlegungen. Immer wieder von Gruppen, die sich auf den Heiligen Maximilian Kolbe berufen oder ihm ein besonderes Vertrauen, eine besondere Wertschätzung entgegenbringen. Heute haben viele zu diesem 72. Todestag Blumengestecke niedergelegt.

domradio.de: Sie sind unterwegs mit der Maximilian Kolbe Stiftung. Ist dieser 72. Todestag auch der Anlass für Ihre Reise nach Auschwitz?

Schumann: Ja, denn es ist immer Anfang August, um den Todestag herum, hier in dem Zentrum für Gebet und Dialog, das sich direkt an das Gelände des Konzentrationslagers anschließt, ein Workshop. Der Workshop wird von der Maximilian Kolbe Stiftung initiiert. Da waren bislang häufiger nur Polen und Deutsche unter sich und haben das Thema Versöhnung durchdekliniert und nach Wegen in ein neues Europa gesucht. Wie man friedvoll miteinander umgehen kann und wie man diese Vergangenheit miteinander bewältigen kann. Dieses Mal ist dieser Workshop sehr viel weiter. Es gibt Menschen aus Bosnien, aus Irland, aus Albanien, es gib viele Menschen aus West und Ost. Aus Russland, aus Deutschland, aus Polen selbstverständlich. Auf jeden Fall aus vielen Ländern, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Diese Weitung hat mir sehr imponiert. Dies wünschen sich die Deutsche und die Polnische Bischofskonferenz sicherlich, indem sie dieses Bildungsprogramm aufgelegt haben.

Das Interview führte Matthias Friebe


Quelle:
DR