Die Zeitung meldet am Samstag, bei den Johannitern in Köln die Geburtstage von Adolf Hitler und anderen Nazi-Größen in einen Wandkalender eingetragen und ein rassistisches Spiel gespielt worden. Rettungskräfte seien dort auch als Reichsbürger und mit einer Nähe zur rechtsextremen Identitären Bewegung aufgefallen.
Weiter berichtete die Zeitung, auf einer Rettungswache der Malteser in NRW habe ein Mitarbeiter vor einem Einsatz geäußert, dass er lieber das Flüchtlingsheim anzünden wolle, als den Geflüchteten zu helfen. Auf dieser Wache hätten Mitarbeitende in einer großen WhatsApp-Chatgruppe rassistische und sexistische Inhalte ausgetauscht.
"Morbus Bosporus" und "Morbus Mediterraneus"
Zudem hätten Mitarbeiter von beiden Rettungswachen der "taz" von Fällen berichtet, in denen aus rassistischen Gründen Patientinnen und Patienten schlechter behandelt worden seien als andere. Schmerzhafte Beschwerden von Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe oder einem vermeintlich ausländischen Namen seien mitunter nicht ernstgenommen worden. Mit Begriffen wie "Morbus Bosporus" und "Morbus Mediterraneus" stellten Rettungskräfte demnach Scheindiagnosen bei Menschen mit Migrationshintergrund aus.
Eine Sprecherin der Johanniter räumte laut "taz" Probleme in dem genannten Fall ein: "Aus heutiger Sicht müssen wir konstatieren, dass es im Sommer 2020 erkennbar Fehlentwicklungen und Fehlverhalten in der Rettungswache gegeben hat." Sie kündigte eine "engagierte Untersuchung" an; man werde sich auch "intensiv Präventionsmaßnahmen widmen". Am Samstag ergänzten die Johanniter im WDR, bisherige Nachforschungen seien ohne Ergebnis geblieben. Es werde aber neue Untersuchungen geben. Zugleich verwahrte sich eine Sprecherin gegen eine Pauschalverurteilung der Mitarbeitenden und des Rettungsdienstes.
Vorwürfen wird nachgegangen
Der Landesverband der Malteser in NRW teilte mit, dass man den Vorwürfen "unverzüglich" nachgehe. "Wir verurteilen so ein menschenverachtendes Verhalten, generell und insbesondere in unseren eigenen Reihen", sagte Sprecher Kai Vogelmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Man wisse aber noch nicht, um welche Fälle es sich handele. Sollte der Bericht stimmen, wäre das "unverzeihlich und ärgerlich".
Vogelmann wandte sich zugleich gegen den Tenor des Berichts, der Hilfsorganisationen und Rettungsdiensten generell ein Problem mit Rassismus und Rechtsextremismus unterstelle. Es gebe bei den Maltesern eine Präventionsordnung, die Mobbing, sexualisierte Gewalt und Rassismus ahnde. Bislang gebe es aber keine arbeitsrechtlichen Anzeichen oder Hinweise für gravierende Probleme. "Wir stolpern nicht blind durch einen Rechtsextremismus-Nebel", sagte Vogelmann.