Zudem ließen sie sich weniger für nationale Belange vereinnahmen als evangelikale Gruppen. Es sei daher denkbar, dass viele Katholiken im Vergleich zur US-Wahl 2016 anders abstimmen würden, sagte der Forscher der Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag).
"Die US-Katholiken gelten stets als hin- und hergerissen: zwischen Familien- und Sexuallehre einerseits und der Soziallehre andererseits", erklärte Gorski. In den Augen der meisten Evangelikalen sei der Lebensschutz dagegen "die einzige und entscheidende Frage".
Viele Katholiken haben damals Trump gewählt
Derzeit sei für viele "die Rassismusfrage am drängendsten", so der Experte: "Darum könnten die Katholiken in Richtung der Demokraten kippen."
Vor vier Jahren hatte knapp die Hälfte der katholischen Wähler für den amtierenden Präsidenten Donald Trump votiert.
Amerikaner gläubiger als Europäer
Insgesamt seien die Amerikaner "noch viel gläubiger" als die Europäer, sagte der Religionssoziologe weiter. Trump kämpfe "mit apokalyptischen Tönen, ihm ist es gelungen, den Wahlkampf als den letzten Kampf zwischen Gut und Böse darzustellen". Für viele Evangelikale stelle er "das kleinere Übel dar, für manche sogar den großen Retter".
Andererseits gebe es auch im Lager der Evangelikalen zunehmend Kritik am persönlichen Verhalten des Präsidenten. "Gut möglich, dass einige ihn dieses Jahr nicht wählen oder am Wahltag einfach zu Hause bleiben", sagte Gorski. Genauso gut könne es jedoch sein, "dass ihn die Evangelikalen noch einmal mit 80 Prozent ins Amt wählen".