Rios Kardinal Orani Joao Tempesta reagierte damit laut brasilianischen Presseberichten auf eine Ankündigung von 13 Priestern, die für die Wahl am kommenden Sonntag den linken Kandidaten Marcelo Freixo unterstützen. Sie beriefen sich auf Papst Franziskus, dessen Lehren in Passagen den Ideen Freixos nahestünden.
Die Priester hatten erklärt, Freixos Programm entspreche "der Konstruktion einer gerechteren, brüderlicheren und gleicheren Gesellschaft". Papst Franziskus habe bestätigt, dass politisches Engagement für alle Christen verpflichtend sei, heißt es in den Text, den auch rund 800 Laien unterzeichneten.
Evangelikaler Kandidat laut Umfragen vorn
Der Bürgerrechtler Freixo, der für die linke Partei PSOL kandidiert, liegt nach jüngsten Umfragen rund 25 Prozent hinter dem konservativen Senator Marcelo Crivella. Letzterer ist Neffe von Edir Macedo, Gründer der einflussreichen "Universalkirche vom Königreich Gottes", einer von Brasiliens größten Pfingstkirchen mit weltweiten Geschäftsverbindungen. Macedo selbst musste sich bereits des öfteren wegen Steuer- und Devisenvergehen vor Gericht verantworten.
Crivella, der ebenfalls als Gospelsänger und Prediger aktiv ist, beteuert, dass "Universal" keinen Einfluss auf seine Regierungstätigkeit ausüben werde. Seit ihrer Gründung 1977 haben Angehörige der evangelikalen Gemeinschaft offen die katholische Kirche angegriffen. Schlagzeilen machte der TV-Auftritt eines "Universal"-Pastors, der eine Marienstatue mit Füßen trat.
In seinem TV-Spot wirbt Crivella offen um Unterstützung des katholischen Publikums. Unter dem Slogan "Katholiken für Crivella" sprechen sich Bürger für dessen konservatives politisches Programm aus. Kardinal Tempesta hatte dem Kandidaten vor einigen Wochen untersagt, ein Foto zu benutzen, das die beiden gemeinsam zeigt.
Medien werfen Kirche Parteinahme vor
Einige Medien werfen Rios Erzbischof dennoch Parteinahme zugunsten Crivellas vor. In den Sozialen Medien und katholischen Radioprogrammen hatten zuletzt Priester vor dem "Sozialisten" Freixo gewarnt, ohne dass die Kirchenführung einschritt. In einem Schreiben der Erzdiözese vom Dienstag heißt es, dass "Katholiken nur für Kandidaten stimmen können, deren Programm humanen und christlichen Prinzipien entspricht."
Dazu gehöre, dass die Kandidaten eindeutig Abtreibung und Sterbehilfe sowie gleichgeschlechtliche Ehen ablehnten. Zudem müssten sie Anarchie und Terrorismus ablehnen. Dies wird als eine Absage an den linken Kandidaten Freixo gewertet; er wird von seinen Gegnern als "Terrorist", "Sozialist" und "Anarchist" verunglimpft.