Rita Süssmuth über die Rolle des Glaubens für ihr Engagement

Politik aus Leidenschaft

Noch bis 2002 war Rita Süssmuth Mitglied im Deutschen Bundestag. Ihre Leidenschaft für die Politik, gesteht sie nun, ist noch immer da. Im Interview mit domradio.de spricht die langjährige Parlamentspräsidentin über die Rolle des Glaubens bei ihrem Engagement.

 (DR)

domradio.de: Viele Bürger haben das Gefühl, Aussagen von Politikern gelten nur von einer Wahl bis zur nächsten. Engagierter Einsatz und verlässliche Versprechen bleiben beim hart umkämpften Stimmenfang leider häufig auf der Strecke. Was meinen Sie?

Süssmuth: Meine Erfahrung ist, dass die Politik immer mehr Schwierigkeiten hat, den Bürgern deutliche Aussagen über Gegenwart und Zukunft zu machen, weil sie selbst in ihren Planungen auch häufig von Ereignissen, von tragischen Ereignissen wie jetzt in Japan, überrascht wird und oftmals handeln muss, wo sie gar nicht so sehr auf Handeln ausgerichtet ist. Sehen Sie die Fragen, die jetzt zur Atomenergie anfallen.



domradio.de: Wir haben Sie während Ihrer aktiven Zeit in der Politik sehr wohl als leidenschaftliche Politikerin erlebt. Was hat Sie angetrieben?

Süssmuth: Ich hatte nie in meine Lebensplanung mit aufgenommen, mal in die Politik zu gehen. Das liegt sicherlich auch an meiner Generation, an meinem Alter. Für mich war es eine wunderbare Geschichte, Zugang zum Hochschulleben zu haben, so dass ich lange gezögert habe, als mich die Anfrage erreichte, doch ein politisches Amt zu übernehmen. Mir fehlte es an parteipolitischer Erfahrung. Nach reichlicher Überlegungszeit bin ich dann doch zu dem Ergebnis gekommen, es geht ja nicht nur darum, erkennen zu wollen, sondern auch darum, Erkenntnisse umzusetzen. Und da mein Schwerpunkt zu der damaligen Zeit primär Familien- und Frauenpolitik war, dachte ich, das könnte auch noch eine Möglichkeit zu sein, etwas von dem umzusetzen, was mir wichtig ist. Und ich gebe zu, daraus ist dann eine Leidenschaft geworden, die ich auch nach Aufgabe aller parlamentarischen Ämter nicht aufgegeben habe. Es gibt nach wie vor unendlich viel zu tun. Und mit all den Erfahrungen, die ich mit Frauen und die Frauen gemacht haben, Ähnliches festgestellt habe bei den Migranten.



domradio.de: Welche Rolle spielte der Glaube bei ihrem politischen Engagement?

Süssmuth: Eine zentrale. Ich wundere mich, wie eine so starke Glaubensbotschaft, die den Christen eigen ist, sie oft in so viel Angst und Zaudern versetzt, auch die Angst vor den Muslimen. Wenn Sie sich alleine anschauen, wie Mohammed sich durch das Christentum hat begeistern lassen, was er alles davon übernommen hat in seinen Suren. Ich wünschte mir, dass wir Christen hier und in der Welt uns der Liebens und Versöhnungsbotschaft bewusster würden, aber auch der Botschaft: Du kannst neu beginnen, Du wirst nicht alleine gelassen.



Das Gespräch führte Pia Deuß.



Über ihr Engagement spricht Rita Süßmuth am 23. März anlässlich der Themenwoche "Passion und Leidenschaft" der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen.