Andreas Egger erlebt eine harte Kindheit in einem Bergdorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Von seinem Ziehvater wird er so sehr verprügelt, dass der ihm ein Bein zerbricht. Der bleibende Schaden wird zu seinem Makel. „Aber aus diesem Makel erwächst auch eine unglaubliche Kraft“, sagt Seethaler. Andreas Egger kann als einziger mit seinem krummen, kurzen Bein am Berg gerade gehen. Als Seilbahnarbeiter ist er geschätzt. Er baut sich ein Haus, er heiratet.
Doch dann stirbt seine schwangere Marie bei einem Lawinenunglück. Andreas Eggers Leben scheint zerstört. Doch eine unglaubliche innere Kraft und Gelassenheit zieht ihn weiter. Er überlebt ohne Verbitterung: „Gelassenheit heißt nichts anderes als die Fähigkeit zuzulassen. Das, was kommt, kommt. Das was kommt, versuche ich zu nehmen, das heißt nicht, dass ich alles willfährig ertragen muss, sondern ich versuche es zu nehmen und meinen Umgang damit zu finden“, sagt Seethaler.
Sein Romanheld Andreas Egger sei nie in die Verlegenheit gekommen, an Gott glauben zu müssen, meint Seethaler, der Gott und Kirche in seiner österreichischen Kindheit als bedrückend erlebt hat. Andreas Egger hingegen erlebt keinen sozialen Druck, an einen Gott glauben zu müssen. „Es hat auch etwas befreiendes, nicht glauben zu müssen, sondern glauben zu dürfen“, erzählt Seethaler im domradio. Sein Romanheld habe einen Bezug zur jenseitigen Welt, aber er würde diesen Bezug niemals Gott nennen.
