In Rom positionieren sich Verbindungsleute zur US-Regierung

Rätselraten über Trump-Treffen mit dem Papst

Wer Mauern bauen will und nicht Brücken, "ist nicht christlich". So lautete vor einem Jahr die erste Äußerung des Papstes zu Trump. Die Worte waren schroff. Doch inzwischen rückt ein persönliches Treffen in den Blick.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Franziskus mit den Obamas (Archiv) / © Osservatore Romano (KNA)
Franziskus mit den Obamas (Archiv) / © Osservatore Romano ( KNA )

Die Spekulationen halten an, ob US-Präsident Donald Trump im Umfeld des G7-Gipfels am 26. und 27. Mai auf Sizilien auch einen Abstecher zu einem Treffen mit dem Papst im Vatikan macht.

Eigentlich muss er nicht über Rom reisen, um zum Tagungsort Taormina am Fuß des Ätna zu gelangen. Aber im Weißen Haus wird über die Zweckmäßigkeit eines solchen Besuchs nachgedacht. Und auch in Rom positionieren sich offenbar amtliche Stellen wie informelle Kontakte, um ein solches Gipfeltreffen auf den Weg zu bringen.

Eine Schlüsselrolle in dieser Frage kommt Trumps Chefberater Steve Bannon zu, einem Katholik irischer Prägung, der zuvor die rechtskonservative Breitbart-Website geleitet hatte. Als vatikanischen Ansprechpartner sehen italienische Medien den konservativen US-Kardinal Raymond Burke, Patron des Malteser-Ordens.

Medien: Malteser Raymond Burke einziger Vertrauensmann der neuen US-Regierung

Papst Franziskus hatte ihn von der Leitung des Obersten Kirchengerichts der Signatur auf den wenig bedeutenden Repräsentationsposten versetzt. Und Burke macht aus seiner Kritik am Pontifex und den Zweifeln an seinem Lehramt keinen Hehl. Er gilt als Initiator des öffentlich gemachten Briefes an den Papst, in dem vier Kardinäle Klarstellungen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen verlangen.

Nun mehren sich Zweifel, ob Burke tatsächlich der einzige Vertrauensmann und Ansprechpartner der neuen US-Administration und insbesondere von Bannon ist. Zumindest bestreitet das der Ex-Priester, Theologie-Dozent, Buchautor und Medienmann Thomas Williams im Interview mit dem "Corriere della Sera" (Montag). Er unterhält ebenfalls direkte Kontakte zu Bannon: Denn der hatte ihn

2014 zum Breitbart-Korrespondenten in Rom gemacht, mit besonderem Augenmerk für Kirche und Vatikan. Eine Aufgabe, für die er mehrjährige Erfahrungen als Vatikan-Korrespondent und Berater der US-Sender CBS und NBS mitbrachte. Zudem hatte Mel Gibson ihn bei seinem Jesus-Film "The Passion" als theologischen Berater angeheuert.

Missverständnisse zwischen Trump und Papst ausräumen

Williams will nun die Trump-Administration und den Vatikan zusammenbringen und bestehende Missverständnisse ausräumen, wie er im "Corriere" betont. Bannon messe der Kirche eine "fundamentale Rolle in der Welt" zu, sei aber dem Papst gegenüber misstrauisch, halte seine Position zu Immigration und zum radikalen Islam für "naiv". Er versuche dem Weißen-Haus-Berater nun klarzumachen, wenn der Papst über Armut spreche, tue er das aus dem Glaubenssinn heraus. Aber Bannon interessierten nur die sozialen Fragen, nicht die katholische Lehre. Und das unterscheide ihn von Kardinal Burke, der wegen des Kommunionsempfangs für wiederverheiratete Geschiedene mit dem Papst über Kreuz liege.

Er selbst teile die Position von Breitbart zu Immigration oder zu Abtreibung, aber er sei "weniger radikal", meint der smarte Ex-Geistliche. Als früheres Mitglied der Legionäre Christi hatte er seinen Ordensgründer Marcial Maciel Degollado gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs verteidigt und sich dadurch manche Feinde gemacht. Hinzu kam, dass Williams mit der Tochter der früheren amerikanischen Vatikan-Botschafterin Mariann Glendon im Geheimen ein Kind hatte. Heute sind sie

verheiratet.

Wie viel Einfluss hat Thomas Williams?

Er habe Bannon geschrieben, man sollte alles daran setzen, dass Trump bei seiner Italienreise auch den Papst trifft, berichtete Williams im "Corriere"-Interview. "Er hat mir geantwortet, daran hätten sie auch schon gedacht."

Die Frage ist, ob und welchen Einfluss Williams nun auf Vorgänge im Weißen Haus hat. Ein wichtiges Wort in dieser Frage wird zweifellos der künftige Vatikan-Botschafter der USA sprechen. Trump nehme diese Personalentscheidung sehr ernst, betont Williams. Man habe bereits eine Person im Auge gehabt. Aber er selbst habe von dem Vorschlag abgeraten, weil derjenige sofort weiche Knie bekomme, wenn er einen Kardinal sehe. Auch wenn der künftige Botschafter Katholik sei, müsse er auch die Position des Präsidenten mit Nachdruck deutlich machen.

Beobachter fragen sich, ob dahinter nicht auch Eigenwerbung steckt.


Raymond Burke  (KNA)
Raymond Burke / ( KNA )
Quelle:
KNA