Rosa Rosettenfenster für die Kölner Christuskirche

Transparente Kunst mit Tiefenwirkung

Kunst in leuchtendem Rosa: Die Kölner Christuskirche bekommt neue Fenster. Das erste soll im Herbst als Rosette in den historischen Turm der Kirche am Stadtgarten eingesetzt und am zweiten Advent geweiht werden.

Die Kölner Christuskirche bekommt neue Fenster / © Engelbert Broich (CK)
Die Kölner Christuskirche bekommt neue Fenster / © Engelbert Broich ( CK )

Leuchtendes Rosa prägt das Kreisrund, daneben aber auch Grün- und Blautöne. David Schnell, Maler der Neuen Leipziger Schule, ist gerade dabei, das erste von fünf Glasfenstern für die Kölner Christuskirche umzusetzen. Es soll im Herbst als Rosette in den historischen Turm der Kirche am Stadtgarten eingesetzt und am zweiten Advent geweiht werden.

„Wer die Augen zusammenkneift, sieht eine vertikale Struktur, die entfernt an einen Wald erinnern könnte, aber auch an Regen oder eine Säulenarchitektur. Ich bewege mich an der Schwelle zur Abstraktion“, beschreibt der gebürtige Rheinländer sein aktuelles Werk. Berühmt geworden ist er mit großformatigen Gemälden, seinen ersten Gehversuch in Glas hat er 2009 mit dem Friedensfenster für die Leipziger Thomaskirche abgeschlossen und dann 2016 den Wettbewerb der Evangelischen Gemeinde Köln für die Gestaltung der  Fenster der Kölner Christuskirche gewonnen.

Jetzt steht David Schnell mit dem Glasmaler seines Vertrauens am Leuchttisch der Derix Glasstudios in Taunusstein und begutachtet den Ist-Zustand seines Glasbildes; er muss er die Wirkung des Tageslichts auf Farbe und Form von vornherein mit einbeziehen. Auch deshalb, erzählt der Künstler, hat sich die Arbeit schon weit vom ursprünglichen Entwurf entfernt – hin zu größerer Dichte und mehr Details. Anders als in der Einsamkeit des Maler-Ateliers ist der Künstler in der renommierten Glasmanufaktur dringend auf Teamwork angewiesen. Um seine Ideen in eine so zerbrechliche Materie wie Glas zu übersetzen, braucht er die Expertise des Fachmanns: „Vieles kann ich schlicht nicht beurteilen – etwa wie ein bestimmter Farbton gebrannt aussieht. Da muss ich immer fragen: ‚Ist das jetzt dick genug aufgetragen?’“ Außerdem sind viele Partien eben nicht mit dem Pinsel aufgemalt, sondern aus farbigem Glas herausgeätzt. „Das ist gefährlich und setzt viel Praxiswissen voraus.“  

Traditionelles Fachwissen

Ein Wissen, das die Glaskünstler der Derix Glasstudios bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts anbieten. Ihren Ruf von Weltrang habe die Traditionsfirma vor allem deshalb, weil sie mit unterschiedlichsten Techniken fast alles möglich mache, was einem Künstler so im Kopf herumschwirrt, erklärt Kunstglaser Erik Pfeiffer: „Neben dem Einsatz von Säure arbeiten wir auch mit Airbrush oder Sandstrahlung.“  So entstammen etwa das Richter-Fenster für den Kölner Dom ebenso wie Imi Knoebels Fenster für die Kathedrale von Reims und die von Markus Lüpertz für Sankt Andreas in Köln der Taunussteiner Glasmanufaktur.

Wie die meisten dieser Glaskunstwerke entsteht auch Davids Schnells rosa leuchtendes Rosettenfenster nun aus so genanntem Antikglas. Das hochwertige Glas ist nach historischen Vorbildern mundgeblasen und damit sehr teuer – noch ein Argument für die fachgerechte Anleitung des Künstlers durch den Glaskünstler.

David Schnell nimmt den Rat des Kollegen gern an und sagt, dass er die architektur- und raumbezogene Arbeit mit dem Glas besonders liebt. Er versuche dabei, sich mehr auf das Licht zu konzentrieren,  als eine Situation darzustellen. „Diese Konzentration auf das Licht ist schon ein mystisches Element. Da tauche ich bei der Arbeit mit dem Material sehr stark ein und versuche, kein Bild zu schaffen, sondern eine Art lichten Reflexionsraum.“ 

Raum für unterschiedlichste Assoziationen

Und welche Rolle spielt es, dass sich dieser lichte Reflexionsraum bald in einem Gotteshaus entfalten soll? Keinesfalls wolle er, und das ist dem Künstler sehr wichtig, seine persönlichen Vorstellungen von Spiritualität einbringen. Vielmehr geht es David Schnell darum,  einen Raum zu schaffen, der genügend Anhaltspunkte bietet für unterschiedliche Assoziationen unterschiedlicher Menschen. „Der Raum soll genügend Freiräume lassen, ohne eine Geschichte zu erzählen.  Es soll ein Raum sein, in den man sich vertiefen kann!“


Künstler David Schnell bei der Arbeit / © Engelbert Broich (CK)
Künstler David Schnell bei der Arbeit / © Engelbert Broich ( CK )

Die Christuskirche in Koeln / © Guido Schiefer (epd)
Die Christuskirche in Koeln / © Guido Schiefer ( epd )
Quelle:
DR