Der englische Komponist verzichtet auf starke Dissonanzen, achtet stattdessen auf gute Singbarkeit und eine ansprechende Musiksprache. Es ist besetzt für Sopran Solo, gemischten Chor und Orchester. Aus sieben Sätzen besteht die moderne Magnifikat-Vertonung. Neben dem originalen Text aus dem Lukasevangelium vertont Rutter in dem Werk auch andere Texte über die Gottesmutter Maria. So zum Beispiel das altenglische Gedicht "Of a rose" – es spricht in hymnischen Worten über Maria als liebliche Rose.
Das Magnifikat generell wird bis heute im englischen Evensong und der katholischen Vesper täglich gebetet. Zentral ist das Lob der Maria auf Gott, nachdem sie erfahren hat, dass sie den Sohn Gottes gebären soll. Das Neue Testament schildert, wie sie die Worte spricht, als sie ihre Verwandte Elisabeth besucht. Zuvor hat ihr ein Engel verkündet, dass Gott sie auserwählt hat. Im Magnifikat drückt Maria vor allem ihre Freude über das Handeln Gottes aus, sie beschreibt aber auch, was mit denen geschieht, die nicht auf Gottes Wort hören.
Rutter konzentriert sich in seiner Vertonung eher auf den jubelnden Charakter der Maria-Worte. Das Orchester, unter anderem mit Harfe besetzt, setzt er sehr farbenreich ein und produziert im Zusammenspiel mit der Solo-Sopranisten und dem Chor einen ganz eigenen, sehr ansprechenden Klang.
Die abwechslungsreiche Musiksprache von John Rutter ist sicher auch der Grund, warum das Werk nach seiner Uraufführung 1990 rasch weltweit Verbreitung gefunden hat.
Auch in Deutschland ist das Werk außerordentlich beliebt. Gerade weil Rutter musikalisch im traditionellen Dur-Moll-Schema bleibt und einen zu hohen Schwierigkeitsgrad vermeidet, wird sein Magnifikat sowohl von Schul- als auch von Kirchenchören oft aufgeführt. Der letzte Satz des Magnifikat greift Rhythmus und Melodik des ersten Satzes wieder auf und sorgt so für einen geschlossenen Eindruck des gut 40 Minuten dauernden Werkes.
Nicht zuletzt diese Komposition hat großen Anteil daran, dass John Rutter heute als einer der populärsten zeitgenössischen Komponisten für Chor- und Kirchenmusik überhaupt gilt.
(Erstsendedatum: 09.08.2015, Wiederholung 31.07.2016)