Mit einem emotionalen Zeugnis hat der Erzbischof des ermordeten französischen Priester Jacques Hamel um die "Gnade der Vergebung" für die Täter und deren Auftrageber gebeten. "Ich bitte um die Gnade, sie wie Brüder zu lieben, sie in der ewigen Freude des Himmels wiederzusehen", sagte ein bewegter Erzbischof Dominique Lebrun am Sonntag in Assisi. Der Oberhirte von Rouen sprach bei der Eröffnung des Weltfriedenstreffens der Religionen. Unter den Hörern waren zahlreiche muslimische Delegierte; sie antworteten mit Applaus.
Wunsch nach Dialog mit "muslimischen Freunden"
Während seiner kurzen Rede zeigte Lebrun ein Foto seines 85-jährigen priesterlichen Mitarbeiters, der Ende Juli von zwei Islamisten getötet worden war. Das gleiche Bild war auf dem Altar ausgestellt, als Papst Franziskus am vergangenen Mittwoch im Vatikan eine Messe für Hamel feierte. Der Geistliche sei nach Aussage des Papstes bereits jetzt selig, sagte Lebrun, "aber noch nicht seliggesprochen". Er hoffe, dass die Anerkennung seines Martyriums "kein erhobenes Banner werde, um zu verurteilen".
Der Erzbischof bekundete weiter den Wunsch nach einem "wahrhaftigen Dialog mit meinen muslimischen Freunden". Es entstünden "Fragen nach der Möglichkeit des Zusammenlebens", bekannte Lebrun. Dabei gehe es für ihn auch darum, ob die Unterwerfung unter Gott nach islamischem Glauben wichtiger sei als ein Menschenleben.
"Wie wenn eine Familie eine andere Familie in Trauer besucht"
Zugleich erinnerte Lebrun an die Solidaritätsbekundungen durch Muslime nach dem Mord an Hamel. "Es war, wie wenn eine Familie eine andere Familie in Trauer besucht", so der Erzbischof. Ein muslimischer Redner, Mohammed Sammak, Berater des libanesischen Großmuftis, sagte in einer Entgegnung auf Lebrun, Hamel sei nicht nur ein christliches Opfer, sondern "ein Opfer der ganzen Menschheit".
Hamel war am 26. Juli von zwei Männern während eines Gottesdienstes in seiner Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray mit einem Schnitt durch die Kehle ermordet worden. Die Täter wurden von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" reklamierte die Tat für sich.