Royal Wedding zeigt enge Allianz von Thron und Altar in Großbritannien

Von königlichen und anderen Hochzeiten

Wenn Prinz William und Miss Kate Middleton sich am Freitag das Ja-Wort geben, ist die traditionell enge Allianz zwischen Thron und Altar unübersehbar. Die Zeremonie trägt den eindeutigen Stempel von Großbritanniens staatskirchlicher Tradition.

Autor/in:
Rainer Clos
 (DR)

Noch immer gilt das rund 300 Jahre alte Gesetz "Act of Settlement", das für Mitglieder des Königshauses die Thronfolge ausschließt, wenn sie sich mit Katholiken vermählen. Ort der Royal Wedding des britischen Prinzen mit der bürgerlichen Braut ist Westminster Abbey, in der bisher 38 britische Monarchen gekrönt und 15 königliche Ehen geschlossen wurden. Wie die St.

George"s Kapelle in Schloss Windsor untersteht Westminster Abbey der Queen, die formell auch weltliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England ist.



Rund 1.900 geladene Gäste aus dem In- und Ausland werden zur Hochzeitsfeierlichkeit in der Kirche erwartet. Bei den Vorbereitungen wurde viel Wert darauf gelegt, dass es unter den leitenden Geistlichen der anglikanischen Staatskirche keine Verstimmungen über den ihnen zugedachten Part bei der Hochzeit des Jahres gibt. Der Dekan der Westminster-Abtei, John Robert Hall, übernimmt die Begrüßung und ist für die Liturgie zuständig.



Bischof von London predigt

Die Predigt hält der Bischof von London, Richard Chartres, der auch die Vorbereitung des Brautpaares auf die Trauung leitete. Er ist mit dem Königshaus eng verbunden und gilt als Vertrauter von Prinz Charles. William wurde von Chartres konfirmiert. Auch die Konfirmation von Kate Middleton vor wenigen Wochen erfolgte durch den Bischof von London. Nach dem Tod von Prinzessin Diana stand Chartres deren Söhnen William und Harry bei. Er war auch einer von Dianas Testamentsvollstreckern und hielt bei einer Gedenkfeier zu ihren Ehren 2007 eine viel beachtete Ansprache.



Die eigentliche Trauung erfolgt durch den Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, das geistliche Oberhaupt der weltweit rund 80 Millionen Anglikaner. Eine Woche vor der königlichen Hochzeit rief der Erzbischof zum Gebet für das Brautpaar auf. Die Eheschließung von William und Kate finde vor den Augen der Öffentlichkeit statt, sagte Williams in einer Videobotschaft:

"Deshalb brauchen sie die Unterstützung, Solidarität und Gebete all derer, die an diesem Tag zuschauen."



Der Verantwortung bewusst

Der 60-jährige ranghöchste anglikanische Geistliche - seit drei Jahrzehnten verheiratet - zeigte sich angetan von der Haltung des Brautpaares zu dem großen Ereignis. "Sie haben darüber nachgedacht, was sie für sich wollen, aber auch, was sie sagen wollen." Beide seien sich ihrer Verantwortung für die ganze Gesellschaft bewusst und völlig uneitel. Auch die katholische Kirche widmete dem Paar ein spezielles Gebet.



Ob die anglikanische Choreographie der Royal Wedding noch immer funktioniert, dürfte von den Repräsentanten der anderen Religionen genauestens beobachtet werden. Neben anglikanischen Bischöfen, orthodoxen Klerikern und katholischen Erzbischöfen sind Chefrabbiner Jonathan Sacks sowie Autoritäten von Muslimen, Hinduisten, Buddhisten und Zarathustriern geladen.



Kein Schub für anglikanisch-kirchliche Trauungen

Als wenig wahrscheinlich gilt der Statistik zufolge, dass die Royal Wedding für einen Schub bei anglikanisch-kirchlichen Trauungen sorgen wird. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Trauungen in anglikanischen Kirchengemeinden um ein Prozent auf 52.700 zurück. Segnungen anglikanischer Geistlicher für zivilrechtliche Eheschließungen gab es 3.900, neun Prozent weniger als im Vorjahr. Immerhin wird rund ein Drittel der britischen Ehen mit religiöser Zeremonie und nicht vor dem Standesbeamten geschlossen.



Im Schatten des Hochzeitfiebers auf der Insel machte im April die anglikanische Kirche überdies neue Regeln publik, die Scheinehen verhindern sollen. Denn im Vereinten Königreich sind Trauungen durch anglikanische Pfarrer auch zivilrechtlich gültig. Künftig soll durch strengere Auflagen dem Missbrauch dieses kirchlichen Privilegs ein Riegel vorgeschoben werden.