Kirchenhistoriker bescheinigt Kirche Glaubwürdigkeitverlust

Ruf nach Reformen

Der Kirchenhistoriker Wolf bescheinigt der katholischen Kirche einen massiven Glaubwürdigkeitsverlust. Im Blick auf Veränderungen fordert Wolf, "effektive Reformen sofort, statt falsche Hoffnungen auf den Synodalen Wege zu wecken".

Heft mit dem Logo des Synodalen Weges / © Harald Oppitz (KNA)
Heft mit dem Logo des Synodalen Weges / © Harald Oppitz ( KNA )

Es verwundere nicht, dass zu den Herausforderungen dieser Zeit von der Kirche kaum etwas zu hören sei, schreibt Wolf in einem Beitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag).

Hubert Wolf / © Andreas Kühlken (KNA)
Hubert Wolf / © Andreas Kühlken ( KNA )

"Denn wer wollte notorischen Lügnern glauben?" Amtsträger hätten mit dem Totschlagargument "Gott will es" Kinder und Jugendliche missbraucht. Andere Kirchenvertreter hätten diese Taten verdunkelt und vertuscht. "Die Zeichen der Zeit ehrlich zu erkennen, hieße radikale Umkehr und Buße; hieße Rücktritt und Bestrafung der Verantwortlichen."

Forderung nach Reformen

Wolf fordert zudem "effektive Reformen sofort, statt falsche Hoffnungen auf 'Synodale Wege' zu wecken, die am Sankt Nimmerleinstag immer noch nicht an ein Ziel gelangt sein werden". Ihren Reformdialog Synodaler Weg startete die katholische Kirche in Deutschland vor rund einem Jahr.

Bischöfe und Laien sprechen darin über die vier Themenfelder Frauen, Macht, Sexualmoral und priesterliche Lebensformen. Obwohl vor Beginn des Synodalen Wegs Verbindlichkeit festgelegt wurde, zeigen sich einige Bischöfe skeptisch. Zudem hat die Corona-Pandemie die ursprünglich bis Herbst 2021 angelegte Initiative um ein Jahr verlängert.

Eigentlich gebe es viele Bereiche, die "im Licht der christlichen Botschaft" nach einer Deutung verlangten, schreibt Wolf. Der Theologe nennt ethische Fragen in der Corona- sowie in der Klima-Krise als Beispiele. Doch gerade in der Pandemie beschäftige sich die Kirche fast ausschließlich mit sich selbst, etwa mit Zugangsbedingungen und Sitzordnungen.

Wenig Kreativität

Von echter Kreativität, tatsächlich einmal 'Stille Nacht' zu feiern, ist - von rühmlichen Ausnahmen abgesehen - nichts zu spüren", so Wolf.

Der Historiker pocht auf radikale sowie zügige Reformen. "Sonst verkommt die Kirche zu einer fundamentalistischen Sekte, mit der kein Mensch von heute mehr seine Sorgen und Hoffnungen teilen will."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA