Ruhrbischof Overbeck plädiert für "neue Form der Bescheidenheit"

"Nicht nur predigen, sondern leben"

Die Reichen werden reicher und die Armen ärmer: Angesichts der sozialen und ökologischen Folgen aufgrund des übermäßigen Naturverbrauchs hat Ruhrbischof Franz Overbeck zu mehr Bescheidenheit aufgerufen.

Folgen von Klimawandel und Industrie: Kinder tragen Trinkwasser kilometerweit nach Hause / © Hein Htet (dpa)
Folgen von Klimawandel und Industrie: Kinder tragen Trinkwasser kilometerweit nach Hause / © Hein Htet ( dpa )

Diese Bescheidenheit sollte auch in der Kirche "nicht nur gepredigt, sondern vielmehr auch gelebt werden", sagte Overbeck am Donnerstagabend in Mülheim an der Ruhr. So sollte die katholische Kirche im Bistum Essen auf gesellschaftliche Haltungen einwirken und etwa das ökologische Bewusstsein bei den Land- und Forstwirten stärken.

Zugleich plädierte Overbeck für "eine Solidarität im Umgang mit Gütern". Kirche müsse generell klarmachen, dass Politik und Wirtschaft nicht nur auf das Wachstum hierzulande achten dürfen, forderte der Bischof bei einer Diskussionsveranstaltung in der Katholischen Akademie Wolfsburg. Im internationalen Zusammenhang müssten zudem "klug und mit langem Atem Beteiligungsprozesse geschaffen werden, die in den armen Ländern der Welt mittel- und langfristig für mehr Gerechtigkeit sorgen könnten". Thema der Veranstaltung war die Enzyklika "Laudato Si" (Gelobt seist Du) von Papst Franziskus, in der sich dieser für die Bewahrung der Schöpfung und gegen soziale Ungerechtigkeit ausspricht.

Die Globalisierung hat Folgen

Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer kritisierte auf dem Podium die Industrienationen. Um den Wohlstand ihrer Bevölkerung zu halten oder zu steigern, würden sie den Menschen in den armen Ländern nach wie vor die gleichen Chancen vorenthalten, sagte der ehemalige Chef des UN-Umweltprogramms. Die Folgen der Globalisierung seien durch Migration und Flüchtlingsbewegung zu spüren. "Nicht zuletzt, weil die Klimaveränderung für unseren Wohlstand in Afrika zu noch mehr Armut führt", erklärte der CDU-Politiker.

Das jüngste Lehrschreiben des Papstes bezeichnete Töpfer als eine "Weiterentwicklung der Sozialenzyklika". Ökologie meine hier eine Ausdifferenzierung des Sozialen, erklärte der der 78-jährige Umweltpolitiker. Er lobte Papst Franziskus für dessen Plädoyer, "dass die Reichen etwas weniger haben sollten, damit die Armut auch etwas abbekommen."


Ruhrbischof und Militärbischof Franz-Josef Overbeck mit Jugendlichen / © Thomas Rünker (Bistum Essen)
Ruhrbischof und Militärbischof Franz-Josef Overbeck mit Jugendlichen / © Thomas Rünker ( Bistum Essen )
Quelle:
epd