"Die seelsorgliche Begleitung von Soldatinnen und Soldaten ist gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Aufgabe, sagte der neue Militärbischof zu seiner Ernennung. Er danke dem Heiligen Vater für das große Vertrauen. "Ich werde mich nach Kräften für das Wohl der katholischen Soldatinnen und Soldaten und ihrer Angehörigen einsetzen", betonte Overbeck am Donnerstag.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, äußerte sich erfreut über die Ernennung. "Die Wahl ist gut, und ich bin Bischof Overbeck dankbar, dass er diese zusätzliche hohe Verantwortung übernimmt." Ähnlich äußerte sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Die Soldaten stünden sowohl durch ihre Auslandseinsätze als auch durch die bevorstehenden Strukturreformen der Bundeswehr unter außergewöhnlichen Belastungen, in der sie "mehr denn je" auf seelsorgliche Begleitung angewiesen seien, erklärte ZdK-Präsident Alois Glück.
Der zweite Ruhrbischof in der Pflicht
Der 46-jährige Bischof von Essen ist Nachfolger des Augsburger Bischofs Walter Mixa, der dieses Amt bis 2010 ausübte. Bischofskirche des Militärbischofs ist die St.Johannes-Basilika in unmittelbarer Nachbarschaft zur Päpstlichen Nuntiatur in Berlin. Mit der Ernennung von Bischof Overbeck wird das Amt des Militärbischofs zum zweiten Mal einem "Ruhrbischof" übertragen: von 1961 bis 1978 war der erste Bischof von Essen, Dr. Franz Hengsbach, Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr.
In den wenigen Monaten als Ruhrbischof hat sich Overbeck - nicht zuletzt in den Medien - als Mann mit klaren Grundsätzen positioniert. Er verteidigt die katholische Lehre, wonach homosexuelle Praxis Sünde sei. Ebenso entschieden wendet er sich gegen Forderungen, den Zölibat abzuschaffen oder das Frauenpriestertum einzuführen. Zugleich macht sich Overbeck für sozial Benachteiligte stark. Er will vernehmliche Stimme der katholischen Soziallehre sein.
Dass sich mit Overbeck innerkirchlich besondere Erwartungen verbinden, machte die Bischofskonferenz schon im vorigen Jahr deutlich: Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals richtete sie eine aus drei Bischöfen bestehende Arbeitsgruppe ein, die die Debatte über Zustand und Zukunft der Kirche koordinieren soll. Mit dabei: Franz-Josef Overbeck. Gerade als junger Bischof sieht er sich in der Pflicht. Er weist darauf hin, dass er einer Generation angehört, in der die Menschen nicht mehr selbstverständlich kirchlich gebunden sind. Seine Aufgabe sieht er darin, in einer zunehmend "profanen Welt" die Kirche neu aufzustellen und den "Menschen zu helfen, Gott zu finden".
Ignatius von Loyola verbunden
Spirituell fühlt sich Overbeck dem Jesuitengründer Ignatius von Loyola verbunden. Und er nennt auch den heiligen Benedikt. In der Benediktinerabtei Gerleve sucht er einmal pro Monat geistliche Einkehr. Um solche Ruhepausen wird der Bischof künftig kämpfen müssen. Zugleich weiß Overbeck, der vor acht Jahren an Krebs erkrankte und die Erkrankung überstand, dass auch Geistliche Aus-Zeiten brauchen. Die sucht er gern bei klassischer Musik oder beim Lesen.
Overbeck tritt sein Amt als Militärbischof in einer schwierigen Phase der Bundeswehr an. Immer wieder werden Soldaten im Auslandseinsatz getötet oder kehren völlig traumatisiert zu ihren Familien zurück. Zudem soll die Bundeswehr von derzeit 250.000 auf
180.000 Soldaten verkleinert werden. Diese Strukturreform bedeutet auch, dass sich die Militärseelsorge neu aufstellen muss. Nur eine der vielen neuen Aufgaben Overbecks.
Der jüngste Bischof Deutschlands
Der neu ernannte Militärbischof wurde am 19. Juni 1964 in Marl geboren. Nach seinem Abitur 1983 studierte er Katholische Theologie und Philosophie zunächst an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und ab 1984 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Der damalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger weihte ihn am 10. Oktober 1989 in der Kirche St. Ignazio in Rom zum Priester. Anschließend setzte Overbeck sein Studium in Rom fort und sammelte ab 1990 als Kaplan in der Gemeinde St. Sixtus in Haltern erste Erfahrungen in der Seelsorge.
1994 wurde er für weitere Studien freigestellt, übernahm gleichzeitig die Aufgabe als Heimleiter im Deutschen Studentenheim in Münster und wurde Domvikar am St. Paulus-Dom. Im Februar 2000 wurde er in katholischer Dogmatik mit einer Arbeit zum Thema "Der gottbezogene Mensch. Eine systematische Untersuchung zur Bestimmung des Menschen und zur "Selbstverwirklichung" Gottes in der Anthropologie und Trinitätstheologie Wolfhart Pannenbergs" promoviert. Im selben Jahr übernahm Overbeck die Leitung des Instituts für Diakonat und pastorale Dienste (IDP) im Bistum Münster und wurde zum Bischöflichen Beauftragten für den Ständigen Diakonat im Bistum. Das IDP ist das Zentrum für alle Pastoralreferentinnen und -referenten sowie Ständigen Diakone. Im Jahr 2002 übernahm er zusätzlich die Aufgabe des kirchlichen Assistenten für die Gemeinschaft Christlichen Lebens.
Papst Benedikt XVI. ernannte Overbeck am 18. Juli 2007 zum Titularbischof von Matara in Numidia (Nordafrika) und Weihbischof in Münster. Die Bischofsweihe empfing Overbeck am 1. September 2007 durch Bischof Reinhard Lettmann im St. Paulus-Dom in Münster und wurde zugleich residierender Domkapitular an der Hohen Domkirche in Münster. Sein Wahlspruch sind die ersten Worte des Lobgesangs der Gottesmutter Maria: "Magnificat anima mea" (Meine Seele preist die Größe des Herrn).
Der jüngste Bischof Deutschlands war als Regionalbischof in der rund 365.000 Katholiken zählenden Region Münster-Warendorf tätig. Am 29. März 2008 wählte das Münsteraner Domkapitel Dr. Franz-Josef Overbeck zum Diözesanadministrator für die Zeit der Sedisvakanz, nachdem Papst Benedikt XVI. den altersbedingten Rücktritt von Bischof Lettmann mit Wirkung vom 28. März 2008 angenommen hatte. Mit dem Amtsantritt von Bischof Felix Genn am 29. März 2009 erlosch das Amt.
2008 wurde Franz-Josef Overbeck in den Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem aufgenommen. Die feierliche Investitur erfolgte im Dom zu Köln durch den Großmeister des Ordens, den Kurienkardinal John Patrick Foley.
Mitglied der Glaubenskommission
Papst Benedikt XVI. ernannte den Münsteraner Weihbischof Overbeck am 28. Oktober 2009 zum Bischof von Essen. Die Einführung erfolgte am 4. Adventssonntag, 20. Dezember 2009, im Essener Dom.
In der Deutschen Bischofskonferenz ist Overbeck Mitglied der Glaubenskommission und der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen sowie sowie Vorsitzender der Unterkommission für Kontakte mit Lateinamerika (insbesondere ADVENIAT) in der Kommission Weltkirche. Seit 2010 ist Bischof Overbeck Kirchlicher Assistent der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice (CAPP) und Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika.
Ruhrbischof Overbeck übernimmt Leitung der katholischen Militärseelsorge
"Einsatz nach Kräften"
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck ist der neue katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr. Die Ernennung durch Papst Benedikt XVI. wurde am Donnerstag in Rom, Berlin und Essen bekannt gegeben. In einer ersten Reaktion spricht Overbeck von einer wichtigen Aufgabe, für die er sich nach Kräften einsetzen werde.
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