Ruhrbistum macht Arbeitsbelastung von Priestern zum Thema

"Umrisse in dichtem Nebel"

​Das Bistum Essen will die wachsende Arbeitsbelastung von Priestern und anderen Gemeindeseelsorgern zum Thema machen. Helfen soll ein einjähriger Dialogprozess, der jetzt gestartet ist.

Priester spendet Kommunion / © Sebastian Widmann (KNA)
Priester spendet Kommunion / © Sebastian Widmann ( KNA )

Beginn des Gesprächsprozesses war eine Dialogveranstaltung mit 350 Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Gemeinde- und Pastoralreferenten in der Essener Philharmonie, wie das Bistum Essen mitteilte.

Bei dem Treffen berichteten die Seelsorger demnach von einer "Zerrissenheit zwischen verschiedensten Anforderungen". So neigten die einen Katholiken zu Traditionsbewusstsein, während andere auf Innovationskraft setzten. Ein Teil der Gemeinde fühle sich dem eigenen Kirchtum verbunden, der andere sei auf die deutlich größer werdenden Pfarreien hin orientiert.

Vor allem die derzeit laufenden Umstrukturierungsprozesse im Ruhrbistum nannten die Seelsorger als Grund für die Belastung. Dazu zähle die vor vier Jahren mit dem neuen Zukunftsbild angestoßene inhaltliche Neuausrichtung sowie der derzeit laufende Pfarreiprozess.

Vorschläge bis Jahresende

Angesichts rückläufiger Zahlen bei Mitgliedern und Kirchensteuereinnahmen hatte das Ruhrbistum den "Pfarreiprozess" gestartet. Dabei geht es um die lokale Entwicklung des Seelsorgeangebots in den kommenden Jahren. Im Durchschnitt müssen die Pfarreien bis 2020 knapp ein Drittel ihrer Ausgaben einsparen, bis 2030 rund die Hälfte.

Damit verbunden ist die Frage, welche Kirchen und Gemeindegebäude erhalten oder aufgegeben werden. Bis Jahresende sollen die Pfarreien dem Bischof Vorschläge unterbreiten, der den Voten jeweils zustimmen muss. 2018 soll die Phase der Umsetzung beginnen.

"Wo spielt künftig das kirchliche Leben?"

"Wir sind auf einer Brücke unterwegs in ein Land, von dem wir im dichten Nebel bislang allenfalls Umrisse erkennen können", sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck während des Treffens. Die Frage, wo künftig das kirchliche Leben spiele - ob in Gemeinden, Pfarreien oder anderen Gemeinschaftsformen - werde aktuell bleiben. Das etablierte Gemeinde-Verständnis werde von immer weniger Menschen geteilt.

Generalvikar Klaus Pfeffer sagte. "Es komme doch gar nicht darauf an, dass wir alle unsere Gebäude erhalten, sondern dass wir etwas haben, das uns auch noch in 20 Jahren durchs Leben trägt." Seelsorger sprächen oft sehr formelhaft über den Glauben und ahnten gar nicht, "dass viele Menschen dies heute gar nicht verstehen", kritisierte er.

Fexible Strukturen

Der Chef des pastoralen Personals in der Diözese, Kai Reinhold, sagte: "Unser Rollen-Modell verändert sich." Wie ein Pastoralteam mit Geistlichen und hauptberuflichen Laien seine Arbeit strukturiere, sei nicht fest vorgeschrieben, sondern werde jeweils auf die Situation vor Ort angepasst.

Und außer mit Gemeindereferentinnen, die in einigen Gemeinden vor Ort die ersten Ansprechpartner für die Seelsorge seien, "experimentieren wir jetzt auch mit Ehrenamtlichen in der Gemeindeleitung", so Reinhold. "Vielleicht werden wir in Zukunft mit unterschiedlichen Leitungsmodellen arbeiten."

 

Bischof Franz-Josef Overbeck im Portrait / ©  Jan-Philipp Strobel (dpa)
Bischof Franz-Josef Overbeck im Portrait / © Jan-Philipp Strobel ( dpa )
Quelle:
KNA