Rund 1.000 Orthodoxe feiern Gottesdienst im Kölner Dom

Ein vorgezogenes Weihnachtsfest

Zum ersten Mal haben orthodoxe Christen aus aller Welt einen Gottesdienst im Kölner Dom gefeiert. Der Anlass der einmaligen Vesper: Die Herbstvollversammlung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, die sich am Wochenende in Köln berät. 

Autor/in:
Bernhard Raspels
Erste Orthodoxe Vesper im Kölner Dom / © Cornelis Gollhardt (KNA)
Erste Orthodoxe Vesper im Kölner Dom / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

Fremde Klänge füllen den hohen Raum des Kölner Doms. Von der Spitze im Chor am Schrein der Heiligen Drei Könige bis weit hinten am Eingang des Westportals erklingt das "Kyrie eleison" in einer Weise, die in römisch-katholischen Kirchen selten zu hören ist. Erstmals haben am Freitagabend orthodoxe Christen einen Gottesdienst im Kölner Dom gefeiert. Anlass für die Feier am Hochaltar des Dreikönigenschreins ist die Herbstvollversammlung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, die am Wochenende in Köln zu ihren Beratungen zusammengekommen ist.

Ihre 16 bischöflichen Mitglieder, zahlreiche Priester und Diakone, drei orthodoxe Chöre aus griechischen, russischen und rumänischen Gemeinden sowie etwa 1.000 Gläubige haben sich vor und um den Schrein der Magier aus dem Morgenland versammelt. Sie folgen der Einladung des Domkapitels unter Leitung von Dompropst Gerd Bachner und der Erzdiözese Köln. Der verhinderte Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, wird vom emeritierten Weihbischof Klaus Dick vertreten.

Weihrauch und Prozession 

Für die orthodoxen Christen griechischer, russischer, serbischer, rumänischer, bulgarischer, ukrainischer oder georgischer Sprache ist der Gottesdienst ein herausragendes Ereignis. Dicht drängen sie sich in der weiten Apsis des Domes. Als hier kein Platz mehr ist, sammeln sie sich im äußeren Umgang um den Schrein. Immer wieder verneigen oder bekreuzigen sie sich. Mehrmals gehen die Liturgen der Vesper, Priester Radomir Kolundzic und Diakon Gregorios Sorovakos, mit dem Rauchfass durch die Reihen der Beter. Ein süßlicher Weihrauchduft liegt in der Luft. Die Vesper greift das Geheimnis der Menschwerdung Gottes und die Anbetung des Neugeborenen durch die "Magier" auf - ein vorgezogenes, kleines "Weihnachtsfest".

Im Anschluss an die Vesper verehren die Gläubigen unter Führung von Metropolit Augoustinos, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, die Heiligen Drei Könige, indem sie in Prozession unter dem Schrein durchziehen. Immer wieder berühren sie dabei die Umfassung des Reliquienschreins. Die Sehnsucht, die damaligen Ereignisse um die Geburt Jesu auch körperlich zu fassen, ergreift viele Teilnehmer.

Bischöflicher Liturge der Vesper ist Bischof Sergije von Frankfurt und Deutschland. Der serbische Geistliche ruft in seiner Predigt dazu auf, Feiertage in richtiger Weise zu begehen. Für einen Orthodoxen wesentlich sei dabei der Gottesdienst, die Feier der Liturgie. Gerade im Kölner Dom sei an den Weihnachtstagen die Freude zu spüren, dass "Gott den Menschen und die Welt" umarme.

Dank für die einmalige Betstunde

Metropolit Augoustinos dankt für die einmalige Betstunde im Dom - für ihn ein Höhepunkt während seiner langen Zeit in Deutschland. Er ruft die orthodoxen Christen auf, sich als eine große Gemeinschaft zu begreifen und sich nicht in Nationalitäten aufspalten zu lassen. "Wir alle haben den einen heiligen orthodoxen Glauben", sagt er auf Deutsch. Alle seien als orthodoxe Christen gemeinsam Zeugen des Glaubens. Angesichts vieler gewaltsamer Auseinandersetzungen betont er: "Der Glaube wird uns retten, nicht das Militär." Und an die Katholiken richtet er die Bitte nach mehr ökumenischer Gemeinsamkeit: Dass "alle eins sind, damit die Welt glaubt".

 


Quelle:
KNA