Rund um den Indischen Ozean gedenken Menschen der Opfer der Naturkatastrophe

Drei Jahre nach dem Tsunami

Die Menschen gedenken der Tsunami-Katastrophe vor drei
Jahren: Für die Bewohner der Provinz Banten, einer Küstenregion der indonesischen Insel Java, beginnt der Gedenktag mit einer Katastrophenübung. Rund 9.000 Dorfbewohner und Fabrikarbeiter proben die Flucht ins Landesinnere, nachdem die Behörden eine Warnung über ein Erdbeben der Stärke 8,5 auf der Richterskala veröffentlicht haben. Unter den Gästen, die der Übung beiwohnen, ist auch Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono.

Autor/in:
Nicola Glass
 (DR)

Gleichzeitig beteten rund 1.000 Menschen am Mittwoch bei einer Andacht unter freiem Himmel in der Stadt Calang in der indonesischen Provinz Aceh für die Opfer der Flutwelle. Mit bis zu 170.000 Toten und Vermissten gilt Aceh an der Nordwestspitze Sumatras als die am schwersten von der Naturkatastrophe getroffene Region. Insgesamt kamen bei dem Tsunami am 26. Dezember 2004 bis zu 230.000 Menschen ums Leben.

Gedenkzeremonien fanden über die gesamte Provinz Aceh verstreut statt, vor allem in der Nähe von Massengräbern und Moscheen. Auch in anderen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans wurde der Opfer der verheerenden Flutwelle gedacht. In Sri Lanka, wo mindestens 31.000 Menschen ums Leben kamen, hielten die Menschen in der südlichen Küstenstadt Matara im Beisein von Präsident Mahinda Rajapakse um 9.25 Uhr Ortszeit zwei Schweigeminuten ab. Genau zu diesem Zeitpunkt waren vor drei Jahren die ersten Riesenwellen auf die Küste getroffen.

Etliche Zeremonien gab es auch im Südwesten Thailands. Offiziell starben in dem südostasiatischen Land 5.400 Menschen. Beobachter schätzen aber, dass die Zahl mindestens doppelt so hoch ist. An den Stränden von Kamala und Patong auf der Ferieninsel Phuket waren Bewohner und ausländische Besucher eingeladen, Blumen im Sand niederzulegen.

Sich an ihre verstorbenen Familien und Freunde erinnern wollten auch die Menschen in Khao Lak, der Urlauberhochburg nördlich von Phuket.
Hier waren mit die meisten Opfer der Flut zu beklagen. In der Nähe der Küste, inmitten von Ferienanlagen, wurde erst vor wenigen Tagen eine neue Gedenkstätte eingeweiht. «Hier beten wir für die Seelen der Verstorbenen», sagt Tuk, Mitinitiator der Veranstaltung und Bewohner von Khao Lak. «Und wir hoffen, dass sich solch eine Katastrophe niemals mehr wiederholt.»

Eine weitere Gedenkstätte befindet sich im Fischerdorf Ban Nam Khem, knapp eine halbe Stunde Autofahrt von Khao Lak entfernt. Der «Tsunami Memorial Park» ist eine ruhige, gepflegte Anlage etwas außerhalb des Dorfes. Eine der Steinwände ist einer heranrollenden Welle nachempfunden. Die teils mit Blumen geschmückte Wand gegenüber trägt Namen von Verstorbenen. In Ban Nam Khem waren für Mittwoch zahlreiche Zeremonien geplant, an denen Buddhisten, Muslime und Christen gemeinsam teilnehmen wollten.

Für eine weitere Naturkatastrophe ähnlichen Ausmaßes will die Region künftig gewappnet sein. Die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans haben seit Anfang 2005 über den Aufbau eines regionalen Frühwarnsystems beraten. Unter anderem sind Indien, Thailand und Indonesien dabei, ihre Warnsysteme auszubauen. Indonesien bekommt dabei Unterstützung aus Deutschland: Das federführend vom Potsdamer Geoforschungszentrum entwickelte, rund 45 Millionen Euro teure Frühwarnsystem soll Ende 2008 vollständig funktionsfähig sein.