"Natürlich sind das kraftvolle Bilder, die in den Evangelien gezeichnet werden, aber sie sind nicht so leicht bildnerisch für einen Maler umzusetzen, denn sie erzählen von einer Wirklichkeit, die nicht s einfach gesehen werden kann, anders als die Krippenszene", sagt Dominik Meiering, direkt zu Beginn eines Rundgangs durch das Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Die Begegnungen des auferstandenen Jesus mit den Jüngern, beispielsweise am See oder auf dem Weg nach Emmaus, lassen sich gut darstellen und präsentieren. "Aber das Geschehnis der Auferstehung ist unseren Blicken entzogen in den Evangelien und in den Darstellungen der Kunst."
"Ohne das Kreuz ist Ostern nicht möglich"
Anhand mittelalterlicher Gemälde, zum Beispiel die Liversberg-Passion oder Stefan Lochners Weltgericht, erklärt der Pfarrer und promovierte Kunsthistoriker, welche theologischen Gedanken hinter den Werken stehen und wie die Bilder auch heute noch den Menschen helfen können, das Ostergeschehen zu verstehen. Das berühmteste mittelalterliche Bild zeige Jesus aufrechtstehend, segnend in ein rotes Gewand gehüllt und die Siegesfahne in der Hand. "Hier wird beides zusammengenommen. Jetzt hält der Auferstandene das Kreuz in der Hand, um deutlich zu machen: Ohne das Kreuz ist Ostern nicht möglich. Ich glaube, dass das ein starkes Zeichen ist."
Auch wenn die Bilder schon mehrere hundert Jahre alt sind können sie auch heute noch einen Zugang zum Ostergeschehen ermöglichen. "Sie sind immer Interpretationen dessen, was in der Heiligen Schrift steht. Wann immer wir sie betrachten, gehen uns bestimmte Dinge auf, bekommen wir neue Perspektiven auf Ostern. Wir brauchen als Menschen andere Texturen als nur das kognitive Nachdenken darüber, was Ostern sein könnte. Wir brauchen die Erfahrung, das Affektive, das Erlebbare." Der Glaube brauche Bilder, das schönste dafür aber sei die Eucharistiefeier, so Meiering: "Die Eucharistie als Ganzes ist eine Feier, die genau das abbildet, was auf den Osterbilder zu sehen ist: Tod und Auferstehung sind das Geheimnis der Erlösung des Menschen".
Ermutigung auch in der Krise der Kirche
Ganz konkret können die Osterbilder sogar ein Hoffnungszeichen sein in der "Glaubens-, Vertrauens - und Motivationskrise der Kirche." Sie machen deutlich, dass man immer Hoffnung haben dürfe, dass "sich da etwas Neues zum Leben einen Weg bahnt, dass sich die Dunkelheit und der Karfreitag nicht das letzte Wort haben."
Erstsendung: 21.04.2019