Russische Soldaten sollen Priester gefoltert haben

Ukrainischer Bischof erhebt schwere Vorwürfe

Schwere Vorwürfe gegen die russische Armee und den Moskauer Patriarchen Kyrill hat der Lwiwer Metropolit der eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine, Dymytrij Rudjuk, erhoben. Er spricht von Folter und Mord an Priestern.

Lokale Beamte stehen vor einem beschädigten Wohnhaus in Serhijiwka, etwa 50 Kilometer südwestlich von Odessa / ©  Maxim Penko/AP (dpa)
Lokale Beamte stehen vor einem beschädigten Wohnhaus in Serhijiwka, etwa 50 Kilometer südwestlich von Odessa / © Maxim Penko/AP ( dpa )

Die Mehrheit der Priester der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) habe aus den russisch okkupierten Gebieten der Ukraine fliehen müssen, so Rudjuk im Interview der Wochenzeitung "Die Tagespost" (online). "Jene, die geblieben sind, werden vielfach gefoltert." Fünf orthodoxe Priester seien erschossen, ein Priestermönch zu Tode gefoltert worden.

In den unter russischer Kontrolle stehenden Gebieten sei es fast unmöglich, die pastorale Arbeit weiterzuführen. "Wenn die russische Armee in ein Gebiet eindringt, suchen die Soldaten die Priester und überprüfen, welcher Kirche diese angehören. Dazu haben sie eine vorgefertigte Liste mit Fragen. Eine solche Liste wurde in der Nähe von Kiew gefunden", berichtete der Metropolit.

"Diese Ideologie zerstört alles, was christlich ist."

Dennoch seien seit Februar etwa 600 Pfarrgemeinden von der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) zur 2018 gegründeten eigenständigen OKU gewechselt, vor allem in der Zentralukraine. Seine Kirche habe vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. die Aufgabe bekommen, die Einheit der gespaltenen Orthodoxie in der Ukraine zu suchen. "Der Krieg hat diese Frage sensibel und aktuell gemacht."

Der Metropolit sprach "angesichts der militaristischen Haltung von Patriarch Kyrill" in diesem Zusammenhang von einer "zweiten Front". Das Oberhaupt der russischen Orthodoxie unterstütze Putins Krieg, was unter den Gläubigen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine für große Unruhe sorge. "Die Ideologie der 'Russki mir' (russischen Welt) ist eine Häresie, denn sie widerspricht dem Evangelium. Diese Ideologie zerstört alles, was christlich ist", betonte er.

Hintergrund: Patriarch Kyrill I. rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach verteidigt. Er rechtfertigte ihn etwa als "metaphysischen Kampf" im Namen "des Rechts, sich auf der Seite des Lichts zu positionieren, auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )
Quelle:
KNA