KNA: Herr Bischof, momentan leiten Sie in Krasnodar einen Exerzitienkurs ganz in der Nähe des Quartiers der spanischen Nationalmannschaft. Werfen Sie da mal einen Blick auf den Mitfavoriten der WM?
Pickel: Nein. Aber ich habe unsere Leute hier gefragt, die einen haben gehört, dass man die Spieler angeblich beim Training sehen kann, andere meinen, da sei kein Rankommen.
KNA: Welche Chancen geben Sie dem russischen Team?
Pickel: Ich bin kein Kenner der Branche. Menschlich wünsche ich dem Gastgeber alles Gute.
KNA: Wer ist Ihr Favorit für den Weltmeister-Titel?
Pickel: Island. Nein, fragen Sie mich so etwas besser nicht. Die Hälfte meiner Priester stammt aus Polen. Vielleicht sollte ich das berücksichtigen?
KNA: Was erhoffen Sie sich von der WM?
Pickel: Gestern habe ich in einem Interview mit einem einfachen russischen Passanten die schöne Antwort gehört: "Die Welt soll sehen, dass auch wir ganz normale Menschen sind." Anders gesagt: Begegnungen in einer nicht einfachen Zeit.
KNA: Sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel Ihrer Meinung nach ein WM-Spiel besuchen? Unter anderem wegen der russischen Annexion der Krim und dem Konflikt um die Ostukraine wünschen sich einige einen WM-Boykott.
Pickel: Es bringt nichts Gutes, wenn man Sport politisch instrumentalisiert.
KNA: Wie verfolgen Sie das Turnier?
Pickel: Mal sehen. Ich bin viel unterwegs in der nächsten Zeit, auch da, wo gespielt wird. Sechs der zwölf WM-Stadien befinden sich in meinem Bistum. Aber wenn mich kein Fan dazu überredet, werde ich es kaum zwei Halbzeiten lang vor dem Fernseher aushalten.
Von Oliver Hinz.