Die immer deutlicheren Morddrohungen lassen Oxana Puschkina an ihrem Arbeitsplatz in Moskau nicht los. Die Starjournalistin sitzt aufgekratzt vor einem ganzen Packen Papier mit deutlichen Warnungen, sie möge die Finger lassen von ihrer Initiative für Russlands erstes Gesetz gegen häusliche Gewalt. "Wir kämpfen hier gegen machthungrige Menschen mit viel Geld, die das Vorhaben stoppen wollen", sagt die 56 Jahre alte Parlamentsabgeordnete.
Dass in dem Land bei rund 145 Millionen Einwohnern jedes Jahr rund 14.000 Frauen durch Partnerschaftsgewalt sterben, ist gerade das am heißesten diskutierte Thema in der russischen Gesellschaft. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im vergangenen Jahr 122 getötete Frauen - bei rund 83 Millionen Einwohnern.
40 Prozent aller Verbrechen werden dem russischen Innenministerium zufolge zu Hause verübt, 93 Prozent davon gegen Frauen. International für Entsetzen sorgte da 2017 ein neues russisches Gesetz, das Schläge in der Partnerschaft entkriminalisiert. Die ersten Prügelattacken, die schon tödlich enden können, werden demnach nur wie eine Ordnungswidrigkeit geahndet - mit Geldstrafen etwa. Erst Wiederholungstäter müssen sich nach dem Strafrecht verantworten.
Mit anderen Abgeordneten kämpft Oxana Puschkina nun für das Gesetz, das Mord und Totschlag, Körperverletzung, sexuelle Gewalt, Erpressung und Stalking verhindern soll. Die Idee: Erstmals könnten Frauen oder Zeugen bei häuslicher Gewalt die Polizei rufen, um Unheil abzuwenden.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sieht einen gesellschaftlichen Wandel in Russland. Sie forderte die Initiatoren des historischen Gesetzes auf, sich nicht einschüchtern zu lassen. Puschkina ist entschlossen, weiter zu kämpfen für einen besseren Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt.
(Quelle: dpa, 12.12.2019)