Saar-Wahl ist mehr als ein schwarz-rotes Damen-Duell

Wahlkampf ohne böse Schärfen

Lange Zeit sah Annegret Kramp-Karrenbauer wie die klare Siegerin der Landtagswahl an der Saar aus. Doch in den vergangenen Wochen hat die SPD um Anke Rehlinger aufgeholt. Der Wahlabend an diesem Sonntag verspricht Spannung.

Autor/in:
Michael Merten
Die Saarländer haben am Sonntag die Wahl / © Britta Pedersen (dpa)
Die Saarländer haben am Sonntag die Wahl / © Britta Pedersen ( dpa )

"Paukenschlag im Saarland", so titelte eine Zeitung am Mittwoch. Bei einem Onlineportal hieß es: "Saarland verbietet Wahlkampfauftritte ausländischer Politiker". Mit ihrer Ankündigung, "alle Möglichkeiten auszuschöpfen", um Wahlkampfauftritte türkischer Regierungsmitglieder in dem Bundesland zu verbieten, machte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bundesweit Schlagzeilen. Dass kein Minister vom Bosporus einen Abstecher an die Saar geplant hatte - geschenkt. Was zählt in den Tagen vor der Landtagswahl am 26. März, ist Aufmerksamkeit.

Beliebte Landesmutter

Kramp-Karrenbauer, 54, auch "AKK" genannt, verheiratet, drei Söhne, ist seit 2011 Regierungschefin des kleinsten Flächenlands. Die Frau, die zuvor elf Jahre Ministerin unter dem jovialen Landesvater Peter Müller war, ist in den sechs Jahren zur in Umfragen beliebten Landesmutter geworden. Lange Zeit gingen Beobachter daher von einem unangefochten Sieg ihrer CDU bei dem Urnengang aus. Doch in den vergangenen Wochen hat die SPD ihr Umfragetal verlassen, kam in jüngsten Umfragen auf 33 Prozent - und der CDU mit 34 bis 36 Prozent damit gefährlich nah.

Schulz-Effekt

Kramp-Karrenbauers Herausforderin ist Anke Rehlinger, 40, verheiratet, ein Sohn. Noch ohne Spitznamen, aber ebenso wie die Ministerpräsidentin mit Regierungserfahrung. Die frühere erfolgreiche Kugelstoßerin sitzt seit 2004 im Landtag. Das Jahr 2012 brachte ihre Karriere erst richtig in Schwung. Damals kündigte Kramp-Karrenbauer die von ihrem Vorgänger übernommene, aber ins Stocken geratene Jamaika-Koalition mit Grünen und Liberalen auf. Sie setzte auf Neuwahlen und begründete eine Koalition mit der SPD, in der Rehlinger Justiz- und Umweltministerin wurde.

Als Heiko Maas 2014 nach Berlin wechselte, folgte Rehlinger ihm als Wirtschafts- und Arbeitsministerin. Sie wurde auch stellvertretende Ministerpräsidentin. Anders als Kramp-Karrenbauer, die auch innerhalb ihrer Bundespartei stark präsent ist, war der Name Rehlinger in Berlin bis vor wenigen Wochen nur Insidern geläufig. Der Wahlkampf - und vor allem der von vielen Medien auch an der Saar attestierte "Schulz-Effekt" - haben dies geändert. Auch die SPD-Frontfrau erhält jetzt mehr Aufmerksamkeit.

In den vergangenen fünf Jahren arbeitete die große Koalition vergleichsweise geräuschlos zusammen, weshalb auch die heiße Phase der Wahl nicht von Grabenkämpfen geprägt ist. Vertraut man den Demoskopen, nach denen Grüne und FDP um den Einzug in den Landtag kämpfen, sind nach der Wahl mehrere Optionen möglich. Greifbar scheint vor allem die Fortsetzung der großen Koalition unter Führung der CDU oder der SPD, aber auch ein rot-rotes Bündnis.

Oskar Lafontaine tritt für "Die Linke" an

Das hängt vom Abschneiden der Linken ab, die in westlichen Bundesländern zwar meist schwächeln, aber von der Beliebtheit Oskar Lafontaines profitieren, der einst, als er noch in der SPD war, Ministerpräsident war und immer noch im Saarland lebt. Die AFD liegt nach jüngsten Prognosen bei sieben Prozent. Der dortige Landesverband geriet wegen Verstrickungen ins rechtsextreme Lager bundesweit in die Schlagzeilen und kämpft immer noch ums Überleben.

Wer auch immer am Ende Ministerpräsidentin an der Saar bleibt oder wird - es wird auf jeden Fall eine Katholikin sein. Sowohl Rehlinger als auch Kramp-Karrenbauer pflegen Kontakte zu katholischen Verbänden und bringen sich in kirchliche Debatten ein. So engagierte Rehlinger sich erst vor wenigen Monaten in einer gemeinsamen Stellungnahme mit Kirchen und Gewerkschaften für den Sonntagsschutz und setzte sich beim Jubiläum einer katholischen Frauengemeinschaft für Diakoninnen ein. "Das wäre ein überfälliger Beitrag zur Gleichberechtigung in der katholischen Kirche", schrieb sie bei Facebook.

Kramp-Karrenbauer ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Sie spricht sich dafür aus, gegenüber Flüchtlingen für christliche Traditionen und Werte zu werben, und lehnt eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ab. Als das Saarbrücker Amtsgericht die Kreuze aus den Sitzungssälen entfernen ließ, kritisierte sie die Entscheidung. Das Symbol sei schließlich "eine Ermahnung zur Demut" und erinnere daran, "dass Menschen nicht der Weisheit letzter Schluss sind".


Annegret Kramp-Karrenbauer (m.) und Anke Rehlinger (r.) im Gespräch mit Oskar Lafontaine / © Oliver Dietze (dpa)
Annegret Kramp-Karrenbauer (m.) und Anke Rehlinger (r.) im Gespräch mit Oskar Lafontaine / © Oliver Dietze ( dpa )
Quelle:
KNA