Sachsens Landesbischof Rentzing tritt Amt an

"Taubheit" gegenüber Schutzsuchenden

Sachsens neuer evangelischer Landesbischof, Carsten Rentzing, ist am Samstag offiziell in sein Amt eingeführt worden. In einem Gottesdienst in der Dresdner Kreuzkirche wurde zugleich Vorgänger Jochen Bohl verabschiedet und das Bischofskreuz übergeben.

Carsten Rentzing, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Sachsen, am 31.5.15 (epd)
Carsten Rentzing, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Sachsen, am 31.5.15 / ( epd )

In seiner Predigt verurteilte Rentzing Gewalt gegen Flüchtlinge und kritisierte eine "Taubheit" gegenüber der Situation von Asylbewerbern. "Notleidenden Menschen mit Hass und Ablehnung zu begegnen entspricht niemals dem Geiste Christi. Und so können Menschenhass und Gewalt nur unseren entschiedenen Widerspruch hervorrufen", sagte Rentzing laut Redemanuskript. Der gesamten Öffentlichkeit werden "wir als Kirche Jesu Christi in den Ohren liegen mit den Worten der Menschenliebe und Barmherzigkeit", sagte er. "So sehr auch politische Debatten erlaubt sein müssen. Über die Frage, wie wir uns als Christen Flüchtlingen gegenüber zu verhalten haben, die an unsere Türen klopfen und Schutz und Hilfe suchen, kann es keine Debatte geben", betonte der neue Bischof. Er rief dazu auf, die Hilfe für Flüchtlinge auszuweiten.

Rentzing war bisher Gemeindepfarrer in Markneukirchen im Vogtland. Er ist Mitbegründer der Initiative "Zeit zum Aufstehen", die eine konservativ-evangelikale Ausrichtung hat. So hatte er sich in einem jahrelangen Streit innerhalb der Landeskirche klar gegen eine Homo-Ehe in sächsischen Pfarrhäusern ausgesprochen. Auch wenige Tage vor seiner Amtseinführung bekräftigte er seine Haltung. Der Zeitung "Die Welt" sagte er in der vergangenen Woche, dass eine "homosexuelle Lebensweise nicht dem Willen Gottes entspricht". Am Samstag kurz vor seiner Amtsübernahme wollte er in einem Interview von MDR-Info seine Äußerungen allerdings nicht weiter kommentieren. Zuvor hatten Vertreter aus Politik und Kirchen deutliche Kritik an Rentzings Haltung zu Homosexualität geäußert.

Rentzing wurde Ende Mai von der Synode mit knapper Mehrheit gewählt. Er soll die Landeskirche, zu der rund 740.000 Protestanten zählen, in den nächsten zwölf Jahren leiten. Sein Vorgänger Bohl geht mit 65 Jahren in den Ruhestand. Noch bis November ist er Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).


Quelle:
epd