Sächsische Handwerker renovieren Wohnungen in Jerusalem

"Im Auftrag Gottes"

In Israel leben viele Holocaust-Überlebende in Armut. Sächsische Handwerker renovieren ihnen daher kostenlos die Wohnung. Gestartet hat das Projekt Michael Sawitzki. Die Hilfe leisten sie im Auftrag Gottes, sagt er im Interview.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Das hört sich ja einfach und zupackend an, aber da kommen Sie ja sicher zu Menschen, die im dritten Reich alles verloren haben. Heimat, Familie, Freunde und dann kommen Sie als Deutscher und sagen: ich renoviere Ihnen jetzt mal die Wohnung. Wie reagieren die Leute auf Sie?

Michael Sawitzki (Gründer des Hilfsprogramms Sächsische Handwerker in Israel): Das ist schon immer spannend. Manche sind sehr zurückhaltend, weil sie fast 70 Jahre keinen Deutschen mehr begegnet sind. Und jetzt kommen wir und wollen in die Wohnung. Das ist schon bei jeder Begegnung ganz anders. Aber wir werden wirklich gut aufgenommen. Die Reaktion ist nicht abweisend, aber oft abwartend. 

DOMRADIO.DE: Hat schon mal jemand gesagt, dass er sie gar nicht reinlassen will? 

Sawitzki: Das gab es auch. Zum Beispiel bei einem Ehepaar, die grundsätzlich gesagt haben: Nein, in meine Wohnung kommen keine deutschen Leute und ich will die deutsche Sprache auch nicht hören. Aber irgendwann hat die Frau ihrem Mann gut zugeredet und mittlerweile ist zwischen Handwerker und dem Paar eine gute Beziehung entstanden. 

DOMRAIDO.DE: Warum machen Sie das? 

Sawitzki: Der größte Teil unserer Teilnehmer, die mit bauen, sind Christen. Wir nehmen aus dem Wort Gottes, aus der Bibel, den Auftrag, dass wir segnen und trösten sollen. Jesaja 40, Vers 1: "Tröstet mein Volk" - wie macht man das, das Trösten? Man kann gut zureden, aber wie macht man es praktisch? Wenn man an eine Familie mit Kindern denkt, kann man viel reden aber die wollen, dass man sie in den Arm nimmt. Wir haben dann gesagt: "Mit unseren Begabungen, mit unseren Gaben, die uns Gott gegeben hat als Handwerker, gehen wir los und wollen etwas Praktisches machen." Und dann sind wir rein in die Wohnungen, in die wir rein durften, und dadurch ist wirklich dieses Trösten praktisch geworden. Die Wohnungen sind renoviert worden und für die Menschen dort ist das ein riesiges Geschenk. Aber am Ende passiert in den Herzen etwas. 

DOMRADIO.DE: Wie sehen die Wohnungen aus, wie groß ist die Armut?

Sawitzki: Das ist ganz verschieden. Bei vielen Leuten ist es so, dass die Wohnungen mittelmäßig sind, aber sie haben kein Geld um größere Renovierungen machen zu lassen. Dann ist da 15, 20 Jahre nichts gemacht worden, es gibt oft Schimmel, der die Gesundheit der Leute gefährdet. Oder eben Arbeiten an Möbeln, im Sanitärbereich, Elektrobereich; alles  kleine Reparaturen, die liegen bleiben, wenn man keinen Handwerker hat. Oft sind die Leute allein, die ganze Familie ist ausgelöscht worden. Die Einsamkeit spielt für sie dann auch eine große Rolle. So versuchen wir, dass, wenn wir wieder gehen, die Wohnung in einem guten Zustand ist und die Leute freuen sich dann sehr. Denn es bleibt kein Geld übrig für Renovierungen. 

DOMRADIO.DE: Sie fahren am 29. Dezember selber wieder los, werden auch in Jerusalem unterwegs sein. Im Moment ist es in Israel unruhig, nach der Ankündigung von USA Präsident Donald Trumps, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Sind Sie beunruhigt?

Sawitzki: Nein, eigentlich nicht. Ich selber bin nicht beunruhigt, weil ich schon viele Jahre in in Israel in verschiedenen Situationen gewesen bin, in denen oft Spannungen waren. Meistens beruhigt sich das nach einigen Tagen wieder. Wir arbeiten dort, wo die Raketen teilweise direkt vom Gasastreifen geflogen kommen. Ich und auch unsere Leute, die da sind, sehen das als Auftrag von Gott. Deshalb fahren wir nicht mit Angst. Man muss vorsichtig sein, aber insgesamt beunruhigt uns diese Situation im Moment nicht. Der Dienst soll gut weiter gehen.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR