In einem Beitrag für das Portal katholisch.de äußerte der Professor für Dogmatik an der Universität Wien den "Verdacht", dass "das temporäre Versammlungsverbot in der Corona-Krise als Reformkatalysator instrumentalisiert wird".
Die Debatte sei bei aller berechtigten Kritik an einem Klerikalismus "nicht selten auch von antiklerikalen Affektlagen geleitet, die die Wertschätzung für den Dienst der allermeisten Priester vermissen lässt", fügte er hinzu.
Für die einen ein Traum, für die anderen ein Albtraum
Tück bezog sich auf Vorschläge von Theologen, "die eine Wandlung per Bildschirm, eine Beichte per Telefon oder gleich priesterlose Hausgottesdienste empfehlen". Die Polemik gegen "Privatmessen" münde in eine erstaunliche "Privatisierung" der Messe, wenn forsch gefordert werde, dass jeder Mann und jede Frau im Wohnzimmer die Eucharistie feiern können solle.
"Mit der Lizenz zu selbstfabrizierten Gottesdiensten mag für die einen der Traum einer demokratisierten Kirche näher rücken, für andere sind solche Formen
einer wildwüchsigen Partizipation von unten der blanke Albtraum", betonte Tück.
"Ökumenisch problematisch"
Unter Hinweis auf biblische Vorgaben und theologische Normierungen der Tradition erklärte der Theologe, das sakramentale Prinzip der Ordination sei "Ausdruck des Gabe-Charakters der Sakramente". Dieses werde ausgehöhlt, wenn nun im Namen der Krisenbewältigung ein "kultisches Gedächtnismahl ohne Geweihte" gefordert werde.
"Eine solche Forderung ist traditionsvergessen, latent spaltungsträchtig und ökumenisch problematisch." Nicht nur in der katholischen Kirche und den bischöflich verfassten Kirchen des Ostens, auch in den Reformationskirchen sei die Feier des Herrenmahls in der Regel an die Ordination gebunden.
Not aushalten und nicht kaschieren
Weiter sagte Tück, die aktuelle Not sollte als solche ausgehalten und nicht kaschiert werden: "Sakramente sind an körperliche Präsenz gebunden, keine Taufe ohne Wasser, keine Firmung ohne Chrisam, keine Eucharistie ohne Brot und Wein. Das lässt sich nicht überspringen."
Unter Hinweis darauf, dass die Gottesdienste, die jetzt nicht stattfinden könnten, in der Regel schlecht besuchte Gottesdienste seien, sagte der Theologe, eine heilsame Unterbrechung routinierter Frömmigkeitspraktiken könne auch bewusst machen, "dass etwas fehlt, wenn die Eucharistie fehlt oder der Zugang zum Bußsakrament nicht möglich ist".