"Dass auch Frauen sich radikalisieren, ist durchaus plausibel", erklärte der Politikwissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum Aladin El-Mafaalani am Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags.
Das Gremium beschäftigte sich in einer Expertenanhörung mit der Frage, wie man mit vorbeugenden Maßnahmen einem Ausufern des Neosalafismus in Nordrhein-Westfalen entgegenwirken kann. Im bevölkerungsreichsten Bundesland hat sich die Zahl der Anhänger nach Zahlen des Verfassungsschutzes seit 2012 auf rund 2.900 nahezu verdreifacht.
Dem in NRW bereits seit Jahren bestehenden Präventionsprojekt Wegweiser, das junge Leute über städtische Beratungszentren vor einem Abgleiten in den Salafismus schützen soll, stellten die Fachleute ein gutes Zeugnis aus.
Das Problem bleibe aber, dass über dieses Projekt vorwiegend Angehörige von möglicherweise Betroffenen erreicht würden, über die dann Einfluss genommen werden könne. Direkte Kontakte zwischen bereits radikalisierten jungen Leuten und den Sozialberatern seien dagegen kaum zu erwarten.
Experten befürworten Forschungsinstitut zum Salafismus
Die Experten begrüßten auch eine Anregung der Grünen-Fraktion zur Einrichtung eines Forschungsinstituts zum Thema Salafismus. Ein solches Institut könne sowohl Grundlagenforschung betreiben als auch laufende Präventionsprojekte bewerten sowie die Fortbildung von Beratern an den Praxisstand anpassen helfen. "Ohne Expertise kann das Thema nicht bewältigt werden", sagte El-Mafaalani.
Der Islam- und Politikwissenschaftler Marwan Abou-Taam regte an, das Forschungsgebiet eines solchen Instituts vom Salafismus generell auf das Thema Extremismus auszuweiten. So könne unter anderem ein "Extremismus der Mitte" erforscht werden als Grundlage dafür, Radikalisierungen vorzubeugen.
Extremisten am Rande des gesellschaftlichen Spektrums sprächen zumeist das aus, was die gesellschaftliche Mitte denke, aber selbst nicht zu sagen wage. Die Zahl der Menschen mit radikalen Ansichten sei daher weit höher als die Zahl der Extremisten und Salafisten selbst.