Samiha Shafy über die Weisheit der Hundertjährigen

"Es ist in Gottes Hand, wie lange ich lebe"

Samiha Shafy und Klaus Brinkbäumer sind um die Welt gereist, um Menschen zu treffen, die 100 Jahre alt sind. 'Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben / Die Weisheit der Hundertjährigen / Eine Weltreise' haben sie ihr Buch genannt.

 (DR)

'Ich wäre so gern Seemann' geworden, habe ihr eine 103jährige Frau in einem Bergdorf auf Sardinien erzählt. Im DOMRADIO.DE Interview berichtet die Autorin Samiha Shafy von ihren Erlebnissen mit Menschen, die hundert Jahre oder älter sind. Die alte Frau habe nur einmal in ihrem langen Leben das Meer gesehen. Ihr großer Wunsch, zur See zu fahren, blieb unerfüllt. Das Leben der Hundertjärhigen war voller Entbehrungen und geprägt von den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Aber die Alten sind alles andere als unzufrieden oder unglücklich. Shafy und Brinkbäumer erzählen von lebensfrohen und gastfreundlichen Menschen, die auf ein unglaublich langes Lebens zurückblicken.

Einen spannenden Unterschied im Rückblick auf ihr Leben habe sie allerdings festgestellt - bei fast allen alten Frauen und Männern weltweit, erzählt Shafy. "Die alten Frauen bereuen sehr häufig, nicht genug für sich selbst getan zu haben". Bei den Männern sei das anders. Männer weltweit bereuen eher, dass sie zuviel gearbeitet und dabei das Aufwachsen ihrer Kinder verpasst hätten. Heute seien die Kinder ihnen fern und das tue weh.

DANKE GOTT

Glaube und Gott spielen in vielen Interviews eine wichtige Rolle. Es gebe kein spezielles Rezept, um sehr alt zu werden, sagen die alten Frauen und Männer. 'Es ist in Gottes Hand, wie lange ich lebe', so die Überzeugung einer der Frauen. Sie vertraue ihr Leben Gott an, dem sie ehrfürchtig danke. "Die Frau lebt auf den Seychellen in einer kargen Hütte mit Familie, Kindern, Enkeln und Urenkeln und hat uns gesagt. 'Wissen sie, wenn ich heute ein Stück Brot habe, dann sage ich DANKE GOTT - und wenn ich heute kein Stück Brot habe, dann sage ich auch DANKE GOTT'", erzählt Samiha Shafy beeindruckt von dieser Begegnung.

Hundertjährige auf allen Kontinenten der Welt

Es sind die ganz großen Fragen, auf die das Autorenpaar Antworten sucht: Wie lebt man ein erfülltes Leben? Was in diesem Leben können wir beeinflussen – und wie? Worauf sind Menschen, die sehr alt werden, am Ende stolz? Und was bedauern sie? Wie prägen Beziehungen unser Leben, welchen Einfluss haben Kultur und Ernährung, Bewegung, die Gene, aber auch Bildung und Wohlstand? Klaus Brinkbäumer und Samiha Shafy sind auf ihrer Weltreise nach Sardinien, Okinawa (Japan) und Loma Linda (Kalifornien) gefahren, um herauszufinden, warum dort sehr viel mehr Menschen sehr viel älter werden als anderswo. Die Reise führte weiter nach Russland, China, Thailand, Hawaii, auf afrikanische Inseln und an die amerikanische Ostküste – und ganz in die Nähe, nach Österreich, in die Schweiz, nach Dänemark und kreuz und quer durch Deutschland. Wie gelingt das Leben?

Und eines wird bei der Leküre der bewegenden Erlebnisse klar, jede noch so gute Ratgeber- und Gesundheitsfibel hat keine Chance gegen das wahre Leben. Es gibt kein Rezept, um ein biblisches Alter zu erreichen, zu oft macht einem das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Dass die hundertjährigen Frauen und Männer so alt geworden sind, ist auch ihrem glücklichen Schicksal zu verdanken, vor dem sie sich in aller Ehrfurcht verbeugen.


Quelle:
DR