Denn die fünf katholischen und vier evangelischen Genossenschaftsbanken können zwar Kriterien für ihre Anlagen aufstellen. Die Umsetzung stellt die Häuser aber vor immense Schwierigkeiten. Denn das Anlagegeschäft in Aktien können sie wegen des Umfangs und der Vielzahl nicht selbst tätigen. Dies besorgen in ihrem Auftrag Vermögensverwalter, sogenannte Asset-Manager. Diese sind verpflichtet, die vorgegebenen Anlage-Kriterien einzuhalten und die Engagements der Unternehmen entsprechend zu prüfen. Das schließt aber nicht aus, dass im Einzelfall die problematischen Aktivitäten eines Unternehmens nicht erkennbar sind, wie Michael P. Sommer, Abteilungsleiter für Nachhaltigkeitsmanagement bei der Bank im Bistum Essen, einräumt. Durch den aktuellen Einzelfall dürften nicht die Bemühungen der Kirchenbanken um nachhaltiges Investment beschädigt werden.
Sommer weist auf ein weiteres Problem hin: Ethik sei immer auch subjektiv. Was der eine ablehne, stoße bei dem anderen auf Akzeptanz. Beispiel große Energiekonzerne: Während Umweltaktivisten deren Rohstoffverbrauch kritisieren, sehen andere deren große finanzielle Spielräume, um für alternative Energiegewinnung zu forschen. Deshalb müsse bei Geldanlagen stets auch abgewogen werden, so Sommer.
Tabu: Staatsanleihen der USA
Die Sorge um saubere Geldanlagen treibt auch die Bank für Kirche und Caritas in Paderborn um. Sie spricht lieber von Nachhaltigkeit, wie Vorstandsmitglied Jürgen Reineke betont. Um diese sicherzustellen, wurde eigens ein Beirat mit externen Experten gegründet und ein Diplom-Theologe eingestellt. Zudem hat die Bank mit Hilfe externer Research-Unternehmen eine Positivliste mit Firmen erstellt, in die ethisch unbedenklich investiert werden kann. Zu den Tabus zählen unter anderem Staatsanleihen der USA, da dort die Todesstrafe praktiziert wird.
Wie sehr aber Ethik auch einen fortlaufenden Abwägungsprozess für die Bank darstellt, zeigt das Thema Kinderarbeit. Zunächst war diese laut Reinecke generell ein Ausschlusskriterium - bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass für viele Menschen in Entwicklungsländern ohne Kinderarbeit kein Überleben möglich ist. Nun schließt die Bank nur solche Firmen aus, denen ausbeuterische Kinderarbeit nachgewiesen werden kann und die menschenwürdige Bedingungen außer Acht lassen. Nachgedacht werde derzeit über Anlagen in Rohstoff-Investments, da der durch Derivate bestimmte Markt hauptsächlich der Spekulation diene. Bankkunden können laut Reineke aber auch selbst Einfluss darauf nehmen, wo und wie ihre Geldern angelegt werden.
"Wenn Ethik versprochen wird, muss Ethik auch drin sein", betont Christoph Bickmann, Vorstand der Darlehenskasse Münster (DKM). Zugleich räumt er ein, dass es angesichts der Vielzahl der Aktien auf den globalisierten Finanzmärkten menschliches Versagen geben könne. Er verweist aber darauf, dass die DKM ausschließlich Kredite an Privatpersonen und karitative Einrichtungen vergibt. Zudem engagiere sich die Bank im Pfandbriefbereich und finanziere damit die Wohnungswirtschaft. Und einen weiteren Punkt in Sachen Ethik hebt Bickmann hervor: Im Gegensatz zu den Großbanken stehe bei den Kirchenbanken nicht die Gewinnorientierung im Vordergrund, sondern die Förderung der Kunden und Mitglieder aus dem kirchlichen Bereich.
Saubere Geldanlagen fordern Kirchenbanken permanent heraus
"Wenn Ethik versprochen wird, muss Ethik drin sein"
Nach dem Wirbel um ethisch unkorrekte Geldanlagen haben die katholischen Geldhäuser Pax-Bank und LIGA Bank unmittelbar reagiert: Am Montag trennten sie sich von den umstrittenen Papieren bei Pharma-, Rüstungs- und Tabakunternehmen in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro. Damit ist der konkrete Einzelfall zwar erledigt, den "Der Spiegel" aufdeckte. Das Bemühen um ethisch saubere Geldanlagen stellt die kirchlichen Banken aber weiterhin vor große Herausforderungen.
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