Bis zu 1.400 Juden hatten den Jerusalemer Tempelberg laut Berichten am Sonntag zum jüdischen Gedenktag der Zerstörung des Jerusalemer Tempels "Tischa Be'Av" besucht. Dabei kam es laut Polizei zu 15 Festnahmen wegen unzulässiger Gebetsgesten und "demonstrativ-jüdischer" Aktivitäten.
Die unter Polizeischutz durchgeführten jüdischen Besuche verletzten die Heiligkeit des Ortes sowie die Gefühle muslimischer Beter, kritisierte die jordanische Regierungssprecherin Jumana Ghneimat laut örtlichen Medienberichten. Gleichzeitig verletze Israel seine Verpflichtungen als Besatzungsmacht unter internationalem Recht und Völkerrecht. Jordanien forderte Israel zu einem sofortigem Stopp der Besuche auf.
Warnung vor Religionskrieg
Die palästinensischen Autonomiebehörde (PA) sprach unterdessen von einem "schwarzen Tag in der Geschichte der Stadt Jerusalem und in der Geschichte Palästinas". Juden auf dem Tempelberg seien eine Herausforderung für die arabischen und islamischen Nationen sowie eine Verletzung internationalen Rechts.
Der Großmufti von Jerusalem, Scheich Mohammed Hussein, warnte angesichts der wiederholten jüdischen Besuche vor einem Religionskrieg. Jüdische Israelis sorgten mit ihren Besuchen für eine "Atmosphäre extremer Spannung", erklärte er. Die Al-Aksa-Moschee sei eine ausschließlich islamische Stätte, auf die weder Siedler noch andere Anrecht hätten. Die arabischen Rechte an Jerusalem und seinen heiligen Stätten würden "um keinen Preis" aufgegeben.
Gebet auf dem Tempelberg nur Muslimen erlaubt
Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.
Der geltende Status Quo gestattet Nichtmuslimen den Besuch; das öffentliche Gebet auf dem Tempelberg ist Muslimen vorbehalten. An Besuchen nationalistischer Israelis auf dem Tempelberg sowie an jüdischen Forderungen nach dortigen Gebetsrechten entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern.