Scheidender Bischof Marx legt Modell für "Dritten Arbeitsmarkt" vor

"Es kann funktionieren"

Der scheidende Bischof Reinhard Marx hat ein Modell zur Schaffung von 800.000 zusätzlichen Stellen auf einem öffentlich geförderten "Dritten Arbeitsmarkt" vorgelegt. Konkrete Vorschläge gehörten zu den Aufgaben der Kirche, sagte der promovierte Sozialethiker am Donnerstag in Trier. Im Gegensatz zu allen bisherigen Maßnahmen setze das Modell nicht beim Arbeitslosen, sondern beim Arbeitgeber an.

 (DR)

Kurz vor seiner offiziellen Verabschiedung aus Trier und seinem Wechsel nach Bayern stellte der Bischof das Grundsatzpapier der "Aktion Arbeit" im Bistum Trier vor. Nach dem auf zehn Jahre angelegten Plan sollen Arbeitgeber 25.000 Euro Investitionszuschuss sowie laufende Lohnkostenzuschüsse für die Einstellung eines Langzeitarbeitslosen erhalten. Dadurch werde es für klassische Beschäftigungsgesellschaften, aber auch für normale Unternehmen lohnend, Menschen mit gemindertem Leistungsvermögen einzustellen, hieß es.

Langfristig sei die Beschäftigung auf dem dritten Arbeitsmarkt sogar günstiger als die Finanzierung von Arbeitslosigkeit, sagte Hans Casel, bischöflicher Beauftragter für die "Aktion Arbeit". Einer Modellrechnung des Bistums zufolge sind die Ersparnisse für den Staat bereits nach sechs Jahren höher als die Ausgaben.

Marx fordert zudem einen Paradigmenwechsel: Die bisherige Arbeitsmarktpolitik gehe davon aus, dass die Massenarbeitslosigkeit ein vorübergehendes Phänomen sei. Das habe sich als Irrtum erwiesen.

Der vorgelegte Vorschlag sei keine Fantasterei. "Es ist gut durchgerechnet, es kann funktionieren", sagte der Bischof. Marx wird am 2. Februar in sein neues Amt als Erzbischof von Freising und München eingeführt.