"Da kann man nicht dran vorbei", sagte er am Dienstag im Interview des Portals katholisch.de. Entscheidend sei die Frage, wie alle Seiten miteinander ringen und zu einer Gemeinsamkeit kommen. In dem 2018 begonnenen Reformdialog "Heute bei dir" habe er die Erfahrung gemacht, dass er als Bischof allein die Zukunftsfragen nicht lösen könne und es einer synodalen Beratung bedürfe.
Laut Dieser ist die erste Phase des "Heute bei dir"-Dialoges abgeschlossen. Dabei sei es um die Frage gegangen, wie das Bistum sich angesichts der Überalterung in den Gemeinden inhaltlich neu aufstellen müsse, um mit Menschen in eine Kommunikation zu kommen, die dem Glauben und der Kirche unentschieden oder ablehnend gegenüber stehen. Die Kirche müsse fähig werden, aus ihrem "inner circle heraus aufzubrechen in die Gesellschaft hinein".
Strukturelle Fragen angehen
Mehr als diese inhaltlichen Fragen bewegen die Katholiken laut Dieser aber die anstehenden strukturellen Fragen, die sich nicht mehr lange aufschieben ließen. "Viele scharren schon mit den Hufen." Diese Fragen würden nach Ostern in der zweiten Phase des "Heute bei dir"-Dialoges angegangen, der im kommenden Jahr beendet werden soll.
Der Bischof räumte ein, dass die Veränderungen an bestimmten Punkten "sehr schmerzhaft" würden. Es gelte Abschied zu nehmen von Dingen, "die uns lieb gewesen sind, die aber ihre Zeit heute nicht mehr haben, sondern hinter sich haben". Dabei stelle sich die Herausforderung, sie "würdig loszulassen" und auch ein Stück zu betrauern. "Das braucht Zeit, das darf man nicht überspringen", so Dieser. "Man muss die Ängste sehr gut hören" und als gemeinsames Problem verstehen.
In der ersten Beratungsphase wurden laut Dieser 6 Handlungsperspektiven und 33 Einzelempfehlungen erarbeitet. Unter anderem heißt es, dass sich Gotteserfahrung und kirchliche Gemeinschaft nicht allein an vertraute Räume und Formen binden ließen. Notwendig sei eine Suche nach neuen und anderen Orten von kirchlichen Angeboten. Dabei komme es auf eine Balance zwischen lokalen und überörtlichen Angeboten an. Für Menschen, die die Kirche bislang nicht erreicht hätten, seien neue Formate und Orte zu entwickeln. Zudem seien die digitalen Lebenswelten besonders in den Blick zu nehmen.