Schmutzige Hinterlassenschaften sind ein Problem in Kirchtürmen

Knöcheltief im Taubendreck

Unschön und gesundheitsgefährdend: So beschreiben Fachleute die Ärgernisse rund um Taubenkot in Kirchtürmen. Zu allem Überfluss riechen die Exkremente streng, und die Entfernung ist mit hohen Kosten verbunden.

Taube am Kölner Dom / © Melanie Trimborn (DR)
Taube am Kölner Dom / © Melanie Trimborn ( DR )

Kirchtürme sind beliebte Orte, um die Aussicht auf die Heimatstadt oder das Urlaubsdorf zu genießen. Falls ein solcher Turm gesperrt ist, könnte es daran liegen, dass gerade Taubenkot entfernt wird. Immer wieder berichten lokale und regionale Medien von knöchelhohem Dreck. Das sieht erstens nicht schön aus, und zweitens können in dem Zusammenhang auch Gefahren für die Gesundheit drohen.

Daher sind solche Berichte oft mit Leuten in Spezialkleidung und Schutzmasken bebildert. Fachleute sprechen von einem echten Problem im Gotteshaus.

"Ganz dumpfer Gestank"

Erst im Mai dieses Jahres berichtete der Südwestrundfunk über eine Spezialfirma, die wegen rund 25 Tonnen Taubendrecks in einem Turm des Wormser Doms angerückt war. Die Masse habe sich in etwa 100 Jahren angesammelt. Domarchitekt Jürgen Hamm sieht dem Bericht zufolge "ein sich entwickelndes Entsetzen". Er sagt: "Es riecht unglaublich. Es ist ein ganz dumpfer Gestank, dem man nicht ausweichen kann."

In den "Ruhrnachrichten" erinnert man sich in einem Artikel von 2012 daran, dass der Tag des offenen Denkmals seinerzeit eine peinliche Angelegenheit gewesen sei: Im Lindenhorster Kirchturm hätten Besucher "durch zentimeterhohen Taubendreck stiefeln" müssen, Federn seien ihnen entgegengekommen. "Viele drehten angeekelt wieder um", heißt es. Später seien Fachleute gekommen, um das Ärgernis zu beseitigen.

Kirchtürme als perfekte Rückzugsgebiete

Es ist die Stadt- beziehungsweise Straßentaube, die sich im Umfeld von Gebäuden aufhält und entsprechend angepasst hat, wie Eric Neuling vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Berlin erläutert. Auch wenn viele Menschen das Gefühl hätten, die Tauben seien überall, gingen die Brutbestände - wie bei anderen "Gebäudebrütern" auch - zurück. In Berlin und Brandenburg sogar deutlich, sagt Neuling. Dort sei der Bestand in den vergangenen 30 Jahren von etwa 17.000 bis 34.000 Brutpaaren auf rund 10.000 bis 20.000 im Jahr 2011 gesunken.

Die Gründe: Nach Gebäudesanierungen fehle häufig der Platz für Nester. Zudem hielten Netze und aufgestellte lange Spitzen die Vögel fern. "In Kirchengebäuden finden sie dagegen noch Rückzugsräume", so der Nabu-Referent für Ornithologie und Vogelschutz. Zwar wirke der Kot der Straßentauben meist nicht ätzend auf Gestein. "Ich denke, es ist dann eher ein ästhetisches Problem", sagt Neuling. Aber wenn der Dreck lange liege, könnten sich Pilzsporen und Krankheitserreger bilden, die schädlich für die Atemwege des Menschen seien.

Kölner Dom arbeitet mit Naturschützern zusammen

Von Problemen mit Tauben berichtet auch der Sprecher der Kölner Dombauhütte, Matthias Deml. Es sei "teilweise sehr drastisch", was vom Dom an Taubenkot entfernt werde. Dafür seien Mitarbeiter der Dombauhütte zuständig - "da kommt sicher einiges an Arbeitsstunden zusammen", so Deml. Ein Augenmerk lege man auf "sensible Bereiche" wie Portale oder Skulpturen. Dort würden die bekannten Netze oder Spitzen aufgestellt.

Außerdem sorgen Wanderfalken, für die Tauben Beutetiere sind, für einen gewissen Stand der Population, wie Deml betont. "Wir arbeiten auch mit Naturschützern zusammen." So würden zum Beispiel Nistplätze für Tauben gebaut, etwa auf Balkonen an dem zum Weltkulturerbe gehörenden Dom. Der Kot sammele sich vor allem an der Fassade des Gotteshauses, im Inneren sei er nur sehr selten zu finden. Vogel-Fachmann Neuling rät zur Gelassenheit: "Unserer Meinung nach muss man bei Tauben nicht eingreifen." Sie seien ein wichtiger Teil des Ökosystems der Stadt und eben ein Beutetier für den Wanderfalken.

Nicht zuletzt stehe die Taube auch im christlichen Zusammenhang für den Frieden - "sie ist nicht nur ein Ärgernis".

 


Quelle:
KNA