Schon 20 Kirchen in chilenischem Bistum niedergebrannt

Gefühl von Unsicherheit und Hilflosigkeit

In der chilenischen Unruheprovinz La Araucania sind in den vergangenen neun Jahren allein im Bistum Temuco 20 Kirchen Ziel von Brandanschlägen geworden. Das geht aus einer Mitteilung des Bistums hervor, aus der lokale Medien zitieren.

Symbolbild Ausgebrannte Kirche / © Tarek Wajeh (dpa)
Symbolbild Ausgebrannte Kirche / © Tarek Wajeh ( dpa )

Von den zwei Pfarrkirchen und 18 Kapellen seien einige bereits wieder aufgebaut worden.

Beim jüngsten Brandanschlag in der Gemeinde Aninir seien auch die Schule, ein Sozialzentrum, ein Gesundheitszentrum, ein Krankenwagen und das Haus eines Sanitäters zerstört worden. Der Mann selbst habe schwere Verbrennungen im Gesicht erlitten, hieß es in der Erklärung weiter. 

Gefühl von Unsicherheit und Hilflosigkeit

Die Gotteshäuser seien stets offen und stünden der gesamten Gemeinschaft zur Verfügung, so das Bistum. Noch mehr als die materiellen Verluste besorge die Kirche daher das Gefühl von Unsicherheit und Hilflosigkeit, in dem die Menschen in den Gemeinden zurückblieben: "Sie fürchten sich sogar davor, sich in ihrem eigenen Gebiet frei zu bewegen", so Temucos Bischof Jorge Concha Cayuqueo.

In Chile gibt es immer wieder Brandanschläge von radikalen Vertretern der Mapuche-Minderheit. Ein gewaltbereiter Flügel der Ureinwohner betrachtet die christlichen Kirchen als Nachfahren und Vertreter der Kolonialherrschaft und verlangen einen Rückzug der Kirchen von ihrem ursprünglichen Territorium. Bei vielen Brandanschlägen werden entsprechende Bekennerschreiben hinterlassen.

Mapuche

Die Mapuche sind die Ureinwohner im Süden von Chile und Argentinien. Sie wurden auch Araukanier genannt und waren das einzige indigene Volk Lateinamerikas, das der spanischen Eroberung standhielt. Nach der chilenischen Unabhängigkeit 1818 begann in den 1860er Jahren die Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der eigenen Traditionen und Sprache. Erst seit einigen Jahren setzte eine Neubesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. Allerdings radikalisiert sich eine kleine Minderheit politisch.

Mapuche-Vertreter in Temuco / © Alejandro Zonez (dpa)
Mapuche-Vertreter in Temuco / © Alejandro Zonez ( dpa )
Quelle:
KNA