Schorlemmer kritisiert Lutherdekade scharf

Nicht auszuhalten?

Der Wittenberger evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer hat die im September eröffnete bundesweite Lutherdekade scharf kritisiert. Vermarktungsbestrebungen würden von den Inhalten der Reformation ablenken. Und: Zehn Jahre Lutherspektakel halte "kein Schwein" aus, würden "durchaus wohlgesinnte Leute" spotten, so Schorlemmer.

Folklore ist mit im Spiel: Luther in Wittenberg (epd)
Folklore ist mit im Spiel: Luther in Wittenberg / ( epd )

Wer für Zukunftskonzepte der Kirche «Einflüsterungen» der Unternehmensberatungsfirma McKinsey folge, müsse zwangsläufig zu verkaufsorientierten Begriffsbildungen der Werbebranche kommen, betonte er in einem Kommentar für die ostdeutschen Kirchenzeitungen «Glaube und Heimat», «Die Kirche» und «Der Sonntag».

«Lutherdekade ist da einfach griffiger als Reformationsdekade», so der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. Da könnten Lutherbrot und Pilgerwege vermarktet werden, «als ob Luther ein Freund des Plunders» gewesen wäre. Als das Wittenberger Lutherforum vor zwei Jahren den Vorschlag unterbreitete, das Erinnern an 500 Jahre Reformation nicht allein auf den 31. Oktober 2017 zu beziehen und eine Dekade reformatorischer Selbstvergewisserung, Prüfung und Veränderung anregte, sei nicht an «Aufeinanderfolgen von Events» gedacht gewesen, betonte Schorlemmer.

Schorlemmer zufolge bleibe jedoch die Reformation mit allen Verwerfungen, mit dem Schrecken der Gegenreformation und mit großer Emanzipationstradition als Erbe nachdenkenswert.

Traditionslinien zwischen römisch-katholischer und evangelischer Kirche «als zwei Lesarten des Christlichen» müssten «produktiv» gemacht werden. Zudem stünden neue Fragen im Raum wie etwa nach Gewalt, Bildung und Ehrfurcht vor der Natur.